Unsere Beziehungs- und Liebeserfahrungen lernen wir bei unseren Eltern und der
gesamten Herkunftsfamilie. Irgendwann in der Kindheit beginnt in jedem Kind
bewusst oder unbewusst der Verdacht zu keimen, es werde betrogen und nicht
geliebt. Dieses Gefühl ist nicht nur auf die Psyche beschränkt, sondern es ist
vielmehr ein tief greifendes körperliches Erleben des Kindes, seine vollkommene
Geborgenheit verloren zu haben.
Abhängig von den jeweiligen Lebensumständen in dem Familiensystem entsteht
in jedem Kind mehr oder weniger stark das Gefühl, es werde betrogen oder nicht
geliebt. Schließlich kommt das Kind, dieses verletzliche Wesen, zu der inneren
Überzeugung: Ihr liebt mich nicht
Dieses tiefgreifende Gefühl des Betrogenseins und der Glaubensatz Ihr liebt
mich nicht, mischen sich später unbewusst in jede erwachsene Liebesbeziehung
mit hinein, auch dann wenn die kindliche Erfahrung von manchen Menschen tief
verdrängt wurde. Unverarbeitete Kindheitsverletzungen wirken wie eine offene
Wunde und stören hingebungsvolle, erwachsene Liebesbeziehungen. Mit verschiedensten
Ausweichmanövern wird ein Prozess im späteren Paarsystem in
Gang gesetzt, der zu keiner neuen Lösung führt, sondern zu weiteren Verstrickungen,
deren Sinn und Zweck es unter anderem ist, die Beteiligten vor weiteren
seelischen Verletzungen zu schützen und die Wiederholung schmerzhafter
Erfahrungen scheinbar zu vermeiden.
Erst wenn das beteiligte Paar Systemische Zusammenhänge erkennt und es lernt
zwischen den alten kindlichen Wunden und der erwachsenen Verantwortung für
Beziehung zu unterscheiden, haben sie eine Chance aus den schmerzhaften Wiederholungen
aus zu steigen und ihr Leben auf eine neue Weise aus zu richten.
So lange sich ein Mensch von den emotionalen Verletzungen seiner Kindheit bewusst
oder unbewusst bestimmen lässt und in der kindlichen Überzeugung von
Ihr liebt mich nicht! verharrt, bleibt er in erwachsenen Beziehungen häufig als
Opfer und in Selbstverkrampfung stecken.
Um zu einer erfüllten Partnerschaft zu gelangen, ist es unumgänglich die kindliche
Überzeugung auf zu geben, man würde betrogen und nicht geliebt.
Statt das bekannte Gefühl und den damit verbundenen Schutzmechanismus weiter
zu nähren, empfehlen wir das Selbstmitleid in emotionale Verantwortung zu
verwandeln.
Konkret bedeutetet das: aus beleidigten und gekränkten Reaktionen aus zu steigen
und sich gegenseitig seine Schmerzen offen mit zu teilen, auch dann wenn
das anfangs noch keine Verhaltensänderung beim Partner hervorruft.
Die Tendenz, auf Anzeichen von Zurückweisung oder Nicht-geliebt-werden mit
Gekränktsein zu reagieren, anstatt es einfach nur als Verletzung zu empfangen,
zu fühlen und anzunehmen, diese Tendenz muss gründlich verstanden, überwunden
und losgelassen werden.
Mit anderen Worten: wir müssen aufhören, den Partner zu bestrafen und zurückzuweisen,
wenn wir uns abgelehnt fühlen. Wer aus seinen verletzten Gefühlen
heraus reagiert und seinen Partner bestraft, handelt so als sei er immun gegen
die Liebe. Und das ist eine Lüge.
Anstatt die Verletzung zu spüren und den Schmerz auszudrücken, unterstellen
wir meistens bewusst oder unbewusst dem Partner, er habe uns absichtlich aus
Wut oder böser Absicht verletzt. Mit diesen Interpretationen ziehen wir uns gekränkt
zurück, weigern uns zu lieben und stehen distanziert und unglücklich abseits.
Damit wird die Wunde zurück gewiesen worden zu sein verstärkt und die
Situation verschlimmert sich zusätzlich, wenn daraufhin eine gänzliche Ablehnung
des Partners erfolgt.
Auf diese Weise machen wir uns erst selber zur Nicht-Liebe und leiden dann außerdem
noch unter dem quälenden Gefühl, nicht lieben zu können.
Solche oder ähnliche Aussagen können große innere Widerstände hervorrufen,
weil es einfacher erscheint bei Anderen die Schuld zu suchen, statt die eigene
Verantwortung für die persönliche Liebesfähigkeit an zu nehmen.
Dennoch kommen wir nicht darum herum, an zu erkennen, dass die Notwendigkeit
des Herzens zu lieben und geliebt zu werden, alte und neue Wunden hervorrufen
kann. Selbst wenn wir verletzlich sind, sollten wir nicht leugnen, dass Liebe
zu empfangen und Liebe zu geben ein Herzensbedürfnis jedes Menschen ist.
Wer jedoch lieblos handelt und ohne Liebe lebt, erniedrigt sich selbst. Zusätzlich
verschafft er sich ein verzerrtes Bild seiner eigenen Person und trennt sich damit
von seinem Liebes-Partner und von der Liebe selbst.
Die Liebe hat nicht versagt, wenn wir abgelehnt, betrogen oder anscheinend
nicht geliebt werden. Die Liebe versagt, wenn wir ablehnen, betrügen und nicht
lieben.
Wer nur nach Liebe sucht, ist selber nicht Liebe und findet daher die Liebe nicht.
Selbst wenn er geliebt wird, merkt er es nicht, weil er in der dauernden Suche
nach Liebe stecken bleibt und sich deshalb der große Wunsch nach einer zufriedenen
Liebesbeziehung nicht erfüllt.
Was Du in jedem Augenblick beobachten musst,
ist nicht, ob Du geliebt wirst oder nicht.
Was Du beobachten musst ist,
ob Du liebst oder nicht...
EINSCHLIESSLICH DEINER SELBST....
schönes WE an alle und viel liebe geben ;-)