Der Fische-Mann
Er ist sanft. Er ist zärtlich. Er ist verträumt und gefühlvoll. Er liest Gedichte, während andere auf die Jagd gehen, und streichelt kleine Katzen, statt - ganz eiskalter Eroberer - Säcke voll gebrochener Mädchenherzen zur nächsten Müllhalde zu befördern.
Was nicht heißt, daß er über keinerlei Mädchenherzen verfüge. Im Gegenteil. Sie fliegen ihm nur so zu. Denn er hat etwas, was den eiskalten Eroberern in der Regel abgeht: Verständnis. Er ist kein rauhes Mannsbild, das eine Frau lediglich als eine Kombination aus Dekorationsstück und - glücklicherweise selbständig arbeitendem - Haushaltsgerät ansieht. Er ist vielmehr ein einfühlsamer Mitmensch, der stundenlang ohne ein Anzeichen von Ungeduld zuhören kann, wenn andere ihre Probleme schildern, der imstande ist, sich in die Lage seiner Nächsten hineinzuversetzen, und der die Gefühle seiner Umgebung nachvollziehen kann. Das macht ihn beliebt und gefragt.
Freilich, für Frauen, die tollkühne Angreifer und mutige Beschützer suchen, ist er nicht der richtige Partner. Wer glaubt, ein Mann müsse sich durch Feldherrngebärden, eine dröhnende Befehlsstimme und das Durchsetzungsvermögen eines Bulldozers auszeichnen, sollte seine Hände lieber vom Fische-Mann lassen.
Da aber immer weniger Frauen einen Fels in der Brandung und immer mehr Frauen einen Partner suchen, der Schwächen zuzugeben vermag, ist die Nachfrage nach Fische-Männern ständig im Steigen.
Mit ihnen zusammenzuleben kann herrlich sein: Sie haben Geduld und Verständnis, sie sind phantasievoll und romantisch, sie haben sich eine kindliche Freude an schönen Kleinigkeiten bewahrt, kurz, sie sind eine verwirrende Mischung aus männlicher bester Freundin, zärtlichem Liebhaber und verspieltem großen Jungen.
Mit ihnen zusammenzuleben kann zu anderen Zeiten allerdings auch nervenzermürbend sein: Sie besitzen die Neigung, sich zu vertrödeln. Entschlüsse zaudernd so lange hinauszuschieben, bis wichtige Termine versäumt sind, zu träumen, wenn es gälte, tatkräftig zuzupacken, und in Depressionen zu schwelgen, ihre Partnerin muß schon sehr viel "mütterliche" Nachsicht aufbringen und an sich halten, um den großen Jungen nicht unsanft an den Ohren zu ziehen und ihn aufzufordern, endlich erwachsen zu werden...
Fische-Männer werden jedoch nie ganz erwachsen. zumindest dann nicht, wenn man unter einem "erwachsenen" Mann einen versteht, der den Machtkampf in unserer Gesellschaft bestens zu bestehen weiß und durch keinerlei Intrigen aus dem Sattel geworfen werden kann.
Der Fische-Mann ist naiv und vertrauensselig, gutmütig und nachgiebig. Er braucht eine Partnerin, die ihn resolut ein wenig gängelt, die sich nicht scheut, zeitweise die Beschützerrolle zu übernehmen, die ihr und sein Leben managt und tatkräftig mitarbeitet, damit sie und er weiterkommen. dann bringt es der Fisch oft erstaunlich weit. Wer seine Lebensfreude wachhält und ihn - nicht durch Zanken oder Befehlen, sondern durch liebevolle Unterstützung - immer wieder aufmuntert und aktiviert, erlebt, daß er sich auf seine Art recht gut bewährt: Er ersetzt Aggressivität dann durch Anpassungsfähigkeit und energische, zielstrebige Durchschlagskraft durch Intuition.
Frauen hingegen, die darauf warten, daß der Partner allein, "draußen" in der feindlichen Welt kämpft, während sie daheim geborgen auf dem Sofa ruhen und warten, daß er kommt und ihnen goldene Äpfel, Traumschlösser oder Pelzmäntel zu Füßen legt, werden mit dem Fische-Mann wenig Erfreuliches erleben.
Er ist, wie schon gesagt, kein Jäger und kein Kämpfer. Deshalb wird er sich auf einsamen Spaziergängen Gedichte ausdenken, dämmrige Nachmittage lang Soul-Klänge hören oder seiner Partnerin den Platz auf dem Sofa streitig machen, wenn sie ihn auszubeuten versucht.
Goldene Äpfel? Traumschlösser? Pelzmäntel? Sind vom Fische-Mann nicht zu erwarten. Er kann sehr, sehr anspruchslos leben, wenn's darauf ankommt. Ungeheizte Wohnungen stören ihn nicht, solange eine warme Decke da ist, unter der er träumen kann, und ein Butterbrot und eine Tasse Tee reichen allemal aus, um ihn zu ernähren - er kann auf Trüffel, Kaviar, Champagner und Traubentorten aus Südtirol gern verzichten.
Ein größerer Wagen? Der Fische-Mann braucht keinen größeren Wagen. Er braucht, genaugenommen, überhaupt kein Auto. Wenn man zu Fuß geht, kann man nämlich ungestört seinen Gedanken nachhängen, während man sich am Steuer konzentrieren muß...
Seine Anspruchslosigkeit bringt es mit sich, daß er nur wenig Sinn für Sparmaßnahmen entwickeln wird. Wenn er kein Geld hat, kränkt er sich nicht weiter darüber, wenn er welches hat, gibt er es großzügig aus... Sie werden Ihrem Fische-Mann ein wenig auf die Finger schauen müssen, um am Monatsletzten nicht mittellos dazustehen.
Nein, nein - keine Angst! Er kauft sich keine Schäferstündchen mit losen Weibern. Auch protzige Autos oder Maßanzüge vom teuersten Schneider der Stadt sind nicht sein Fall. Er wird sein (und ihr) Geld auf andere Weise los.
Beispielsweise hat er viele Freunde. Diese Freunde befinden sich - da der Fisch sich nicht selten mit skurrilen Typen abgibt - häufig in einer "vorübergehenden" Notlage. Ist doch Ehrensache, daß der Fisch ihnen daraufhin mit ein paar Hunderter unter die Arme greift - oder nicht?
Sie werden Mühe haben, ihm klarzumachen, daß es bisweilen keine Ehrensache, sondern schlicht und einfach dumm ist, faule Freunde zu unterstützen....
Versuchen Sie seine allzu große Freigebigkeit unmerklich einzuschränken. Sparen Sie sich grobe Worte und empörte Vorwürfe - sie würden ihn kränken. Bedenken Sie: Er gibt sich nicht so splendid, um Sie zu ärgern, sondern weil er ein weiches Herz hat. Dieses weiche Herz kommt ja andererseits auch Ihnen oft zugute.
Es bewirkt beispielsweise, daß Sie sich kaum jemals über egoistische Handlungen Ihres Partner aufregen müssen. Er ist ein ebenso friedlicher und freundlicher wie aufmerksamer Hausgenosse. Er ist nachgiebig und verständnisvoll, tolerant und stets bereit zu verzeihen.
Für den Fische-Mann ist nichts "einfach lächerlich", überflüssig oder unbegreiflich. Er schiebt niemals die Argumente anderer einfach vom Tisch. Er bemüht sich, auf seine Mitmenschen einzugehen, er denkt nach über das, was sie sagen, und warum sie es sagen, er vermag sich in fast jeden hineinzudenken und fast alles nachzufühlen.
Seine Toleranz ist deshalb enorm. Nie wird der Fische-Mann andere einfach aburteilen. Erzählen Sie ihm ruhig, Sie hätten als Kind den Schoßhund ihrer Großmutter stets gekniffen und ins Bett der alten Dame Juckpulver gestreut - er wird es zwar nicht billigen, aber begreifen, warum Sie in Ihrer "damaligen Situation so handeln" mußten. Hat Ihre Großmutter Ihre Cousine nicht eindeutig bevorzugt? Bekamen Sie bei ihr nicht jedesmal Tomatensuppe vorgesetzt, obwohl Sie Tomatensuppe nicht ausstehen konnten? Hat Ihre Großmutter nicht ständig Ihre Manieren bemängelt? Na eben! Kein Wunder, daß Sie nur so reagierten....
Dies war, zugegeben, ein harmloses Beispiel. Der Fische-Mann versteht aber auch weniger harmlose Vorfälle. Er sieht sich niemals als Richter, sondern immer nur als mitleidender Mensch, den ein glückliches Schicksal vor dem Straucheln bewahrte, mit anderen aber weniger gütig verfuhr.
Des Fische-Manns Nachsicht und Einsicht hat zur Folge, daß er nahezu Tag und Nacht von Trostbedürftigen und Kummerbeladenen umlagert wird, aber auch einfach von Menschen, die seine Güte und Freundlichkeit schätzen. Ein Fische-Mann hat viele Freunde. Daran muß man sich gewöhnen, wenn man mit ihm zusammenleben will. Ihn nur für sich zu behalten ist unmöglich. Sosehr Ihr Fische-Partner Sie auch liebt - er fühlt die Verpflichtung, sich um andere fast ebenso zu kümmern. Er ist gesellig, umgänglich und für neue Bekanntschaften stets aufgeschlossen. Darüber müssen Sie sich klar sein, wenn Sie sich einen Vertreter dieses Sternzeichens anlachen.
Als Liebhaber gehört der Fische-Mann nicht gerade zu den Naturen, die vor brodelnder Leidenschaft mehr einem Vulkan als einem Menschen gleichen. Er wird Sie vermutlich nicht mit an Brutalität grenzender Wildheit überwältigen. Sollten Sie Wert auf Männer legen, die wie eine Kreuzung aus Frühlingssturm und Elefantenherde über Sie hinwegdonnern, entfesselt, außer sich vor erotischem Appetit, dann ist es besser, Sie sehen sich nicht gerade nach einem Fische-Mann um.
Manchmal wird er vielleicht Ihre Eifersucht mobilisieren. Seine zartfühlende, taktvolle Art spricht auch andere Frauen an. Deshalb werden immer wieder Damen auftauchen, die es nicht ungern sähen, wenn Ihr Fische-Partner ihnen mehr als nur verständnisvolle oder tröstende Worte spendiert.... Sie sollten ihm dennoch keine Szenen machen. Blickt er auch nicht ungern in hübsche Gesichter oder auf ansehnliche Kurven und empfindet er - wie alle Menschen - ein wenig Angehimmeltwerden als durchaus angenehm, wird er es doch fast immer bei verständnisvollen oder tröstenden Worten bewenden lassen. Er liebt Sie und vermeidet es daher, sie zu kränken.
Er wird Ihnen ziemlich viel Freiheit lassen. Daß er wie Othello in Raserei verfällt, wenn Sie einen anderen Mann nett finden, ist nicht zu erwarten. Sie sollten es allerdings vermeiden, sein Vertrauen zu mißbrauchen. Das hätte nämlich unangenehme Folgen.
Der Fische-Mann tobt nicht, wenn er sich kränkt, er brüllt nicht, wie beispielsweise der Löwe oder der Stier, er schlägt nicht mit der Faust auf den Tisch. Statt dessen zieht er sich in sich selbst zurück, wird unerreichbar, rätselhaft, unansprechbar; er erweckt damit den Eindruck, als wäre er unendlich weit weg, obwohl er sich unter Umständen im selben Raum aufhält. So was kann zermürbender sein als ein Tobsuchtsanfall eines anderen Männertyps.
Als Vater ist der Fische-Mann ein ganz großer Gewinn. Andere Kinder werden seine und ihre Sprößlinge um ihn beneiden. Er ist verständnisvoll, großzügig und geduldig. Er ist feinfühlig und zärtlich, außerdem bietet er seinen Kindern viele geistige Anregungen. Andere Väter verlieren vielleicht die Fassung, wenn ihr Sohn trotz ausführlicher Erklärungen den Unterschied zwischen Gleich- und Wechselstrom noch immer nicht begriffen hat. Nicht so sehr der Fische-Vater. Statt verzweifelt auszurufen: "Bin ich denn mit einem Vollidioten als Kind geschlagen?", sagt er tröstend: "Ich weiß, dich stört die laute Radiomusik von nebenan. Ich gehe jetzt zu den Nachbarn und bitte sie, das Radio leiser zu stellen. Dann erkläre ich's dir noch einmal, und du hörst mir gut zu, okay?
Fische-Väter erzählen ihren kleinen Kindern phantasievolle Märchen, tragen zahnende Säuglinge unter beruhigenden Lauten durchs Zimmer und drücken verständnisvoll ein Auge zu, wenn ihre halbwüchsigen Töchter später als versprochen von einer Geburtstagsparty nach Hause kommen.
Sie als Mutter würden vielleicht manchmal wünschen, daß Ihr Fische-Partner ab und zu ein Machtwort spräche, statt milde zu lächeln, wenn der Jüngste seinen Spinat auf dem Teppich verteilt, während die Älteste auf der Tastatur des neuen Farbfernsehers Klavier spielt - aber ihre Kinder werden vom Fische-Vater begeistert sein. Das sollten Sie über den fleckigen Teppich und den angeknacksten Fernseher hinwegtrösten.
Die Fische-Frau
Sie ist anschmiegsam wie ein schäfchenweicher Flauschpullover, zärtlich wie ein halbes Dutzend Hundebabys, phantasievoll wie ein persischer Märchenerzähler und unergründlich wie ein nixenbewohnter Teich.
Die Fische-Frau ist eine Partnerin für Männer, die sich gern als Beschützer fühlen. Sie hat keinerlei Machtgelüste. Sie will nicht herrschen, nicht dominieren, nicht den Ton angeben. Sie hat auch nicht die Absicht, es der Welt "zu zeigen". Weder verspürt sie das Bedürfnis, kühn im Alleingang Dreitausender zu stürmen, noch drängt es sie, als bester Messerwerferin Mitteleuropas oder als Motorradartistin mit Stahlseilnerven in die Geschichte einzugehen.
Sie ist weich, nachgiebig und kompromißbereit. Dem Kampf ist sie nicht gewachsen. Es mangelt ihr sowohl an Angriffslust als auch an Durchsetzungsvermögen. Deshalb macht sie, obwohl sie eine hochintelligente Person ist, selten "Karriere" im herkömmlichen Sinn. Sie schafft es nun einmal nicht, sich durchzuboxen, sie hat nicht die Ellbogen, die man braucht, um in der Hierarchie einer Firma nach oben zu gelangen.
Oder sagen wir besser: ohne Unterstützung macht die Fische-Frau keine Karriere. Hat sie einen Partner, der sie fördert und managt, erreicht sie oft erstaunlich viel - vor allem in künstlerischen Berufen, denn die sensiblen Fische-Menschen sind künstlerisch häufig hochbegabt. Die Fische-Frau braucht, kurz gesagt, einen starken Mann, der ihr hilft und beisteht und ihr seine Schulter zum Anlehnen zur Verfügung stellt.
Wer eine amazonenhafte Kampfgefährtin als Partner sucht, einen Kumpel zum Pferdestehlen, eine Frau, deren ständiger Widerspruch das Zusammenleben mit ihr als ein immerwährendes spannendes Ringen erscheinen läßt, der sollte seine Finger lieber von der Fische-Frau lassen. Sie ist weder Amazone noch Oppositionsgeist. Sie ist anpassungsfähig, schutzbedürftig und unsicher.
Viele Fische-Frauen werden, ohne zu zögern, bereit sein, ihren Beruf aufzugeben, wenn sie heiraten. Ihr Ehrgeiz ist, wie gesagt, wenig ausgeprägt. Sie träumen lieber in der Geborgenheit eines harmonischen Heims vor sich hin, als daß sie sich Bürointrigen stellen.
Eine Fische-Dame zur Frau zu haben bietet viele Vorteile: Sie ist friedlich und liebevoll und meist gerne bereit, sich nach den Wünschen ihres Partners zu richten.
Eine Fisch-Dame zur Frau zu haben kann aber auch recht aufreibend sein: Sie neigt dazu, sich zu vertrödeln, wichtige Entschlüsse hinauszuzögern. Unannehmlichkeiten abzuschieben. Es gibt Frauen, die den Haushalt perfekt managen, während ihr Partner dem Geldverdienen obliegt. Sie dirigieren Handwerker, wenn's nötig ist, streiten auf dem Finanzamt, verhandeln mit dem Hausverwalter, mähen den Rasen, reparieren tropfende Wasserhähne, kaufen umsichtig in den billigsten Läden ein und haben sämtliche Versicherungsverträge so abgelegt, daß man sie jederzeit findet.
Die Fische-Frau gehört leider nicht zu dieser Spezies. Sie geht spazieren statt aufs Finanzamt, liest Gedichte, statt Handwerker zu dirigieren, ruft ihren Mann verzagt im Büro an, wenn der Wasserhahn tropft, übersieht das zu mähende Gras und ist, wie sie sagt, außerstande, Versicherungsverträge zu verstehen, geschweige denn sie einzuordnen. Tatsächlich verstünde sie sie sehr gut, wenn sie sich nur darum bemühte - aber es gibt einfach kaum etwas, das sie so wenig interessiert wie Versicherungsverträge.
Dafür ist sie allerdings eine verständnisvolle, einfühlsame Gesprächspartnerin, großzügig, tolerant und herzlich. Während resolutere, energischere, "tüchtigere" Frauen oft vornehmlich von sich selbst reden, hört sie geduldig zu, wenn ihr Partner zum hunderstenmal in aller Ausführlichkeit den beklagenswerten Egoismus seines Vorgesetzten schildert, tröstet und kommentiert sie.
Zudem ist sie anspruchslos. Man kann der Fische-Partnerin keineswegs vorwerfen, daß sie ihren Mann auszubeuten trachtet. Zugegeben, die Familie wäre vielleicht reicher, wenn sie sich tüchtiger anstellte - aber andererseits ist sie die letzte, die mangelnden Reichtum bejammert. Sie braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Sie macht sich weder aus Luxuswohnungen etwas, obwohl sie, wenn es darauf ankommt, beachtliches Talent zur Innenarchitektin an den Tag legt, noch aus kostbaren Pelzmänteln, protzigen Autos oder einem teuren Opernabonnement. Auf dem Stehplatz hört man, findet sie, genauso gut wie in einer Loge, und wenn sie essen gehen will, dann denkt sie nicht unbedingt an Spargel und Steak im Nobelrestaurant - Linsen mit Würstchen, in einem gemütlichen Wirtshaus, tun's in ihren Augen auch.
Die Fische-Frau ist überaus gesellig. Wer seine Feierabende am liebsten in traulicher Zweisamkeit verbringt, sollte sich nicht gerade ein Fische-Mädchen in den Kopf setzen. Auch Männer, die eine Frau zum "Repräsentieren" suchen, sollten sich das Zusammenleben mit einer Fische-Dame gut überlegen. Fische-Menschen glauben nämlich nicht nur, sich immer um eine ganze Reihe von Zeitgenossen kümmern zu müssen, sie legen bei der Auswahl dieser Zeitgenossen auch keinerlei repräsentative Maßstäbe an. Ihre Fische-Partnerin wird vermutlich äußerst skurrile Gestalten zu ihren besten Freunden zählen und nicht bereit sein, aus "gesellschaftlichen Rücksichten" auf sie zu verzichten.
Wie, ihre alte Volksschulfreundin soll nicht mehr eingeladen werden, nur weil sie Dialekt spricht und den Kuchen aus der Hand statt mit der Gabel ißt? Das wird die Fische-Frau nur schwer einsehen. Ihr kommt es darauf an, daß die besagte Volksschulfreundin ein liebenswerter Mensch ist, die gerade jetzt, nach seiner Scheidung, Trost und Zuspruch braucht.
Sie werden einer Fische-Frau auch kaum begreiflich machen können, daß es Ihrem Ruf schade, wenn sie den alten Mann, der die Mülleimer im Park immer nach Abfällen durchsucht, zum Abendessen einlädt, oder daß die etwas verlotterte junge Frau mit dem Haschischblick nicht ganz der richtige Umgang für sie sei.
Die Fische-Frau legt keinen Wert darauf, "etwas darzustellen", daher hat sie auch keinerlei Bedürfnis, sich ausschließlich mit berühmten, angesehenen, wohlhabenden, einflußreichen Leuten zu umgeben. Sie fühlt vielmehr die Verpflichtung, sich gerade um die Außenseiter zu kümmern, deren sich sonst niemand annimmt.
Am besten, sie machen sich von vornherein darauf gefaßt, immer wieder seltsamen Typen in Ihrer Wohnung zu begegnen, wenn Sie mit einer Fische-Frau zusammenziehen...
Es wird vermutlich nicht immer leichtfallen, die Beliebtheit Ihrer Fische-Frau gelassenen Herzens zu beobachten: Ihre verständnisvolle, einfühlsame Art wird auch von anderen Männern geschätzt, und so mancher Herr wird unter dem Vorwand, Seelentrost zu brauchen, ausprobieren, wie's denn um die Treue ihrer Fische-Partnerin bestellt sei... Sparen Sie sich Othello-Szenen! Die Fische-Frau wird den Eroberer zwar nicht unter bissigen Redensarten hinauswerfen - dazu ist sie zu verbindlich und liebenswürdig - , aber sie wird auch nichts tun, was Sie kränken könnte. Schließlich benimmt sie sich nicht nur Fremden gegenüber zartfühlend und taktvoll.
Das Vertrauen, das sie fordert, bringt sie auch Ihnen entgegen. Kaum anzunehmen, daß die Fische-Frau eifersüchtig hinter Ihnen her spioniert, Ihre Post kontrolliert oder erbleichend das Telefonbuch nach Scheidungsanwälten durchblättert, wenn sie erfährt, daß Sie sich im Kaffeehaus mit einer Studienkollegin getroffen haben. Sie ist, wie gesagt, großzügig und verständnisvoll und wird deshalb jederzeit einsehen, daß Sie bei aller Liebe zu ihr auch für andere Menschen Sympathie und Interesse empfinden.
Das heißt freilich nicht, daß es ihr gleichgültig ist, was Sie so tun und treiben. Im Gegenteil: Die sensible, zärtlich, anlehnungsbedürftige Fische-Frau würde es nur schwer verkraften, wenn sie merkte, daß Sie mit ihren Gefühlen lediglich spielen. Sie versteht zwar, daß Sie auch andere Leute mögen und schätzen, aber das schließt selbstverständlich nicht aus, daß Sie die Nummer eins in Ihrem Herzen sein und bleiben möchte. Sie will Vorrang haben. Hüten Sie sich daher, ihr das Gefühl zu vermitteln, andere seien Ihnen wichtiger als sie! Sie wird nicht toben und nicht auf den Tisch hauen - so was liegt ihr nicht -, aber sie wird still vor sich hin leiden. Und der Anblick Ihrer leidenden Fische-Partnerin kann Ihnen das Herz brechen...
Die Fische-Frau ist eine zärtliche, hingebungsvolle Geliebte. Kein Temperamentbündel, kein Vulkan, kein Wirbelwind mit Paprika in den Adern, der die Liebe zu strapaziösen Csárdás macht - sondern eine anschmiegsame, gefühlvolle Partnerin, streichelweich wie ein Frühlingshauch, phantasievoll, einfallsreich. Sex ist für sie keine Fitneßübung, für sie muß zur körperlichen immer auch die seelische Anziehung kommen - die Fische-Frau gibt sich einem Mann nicht aus Rücksicht auf Ihren Hormonspiegel hin, sondern weil ihr Herz sie dazu drängt.
Sinnlos, einer Fische-Frau zu sagen: "Komm, Mädchen, sei nicht langweilig, gib nach, oder willst du, daß man dich für altmodisch hält?" Der Fische-Frau ist es egal, wofür man sie hält. Für sie zählen Gefühle, nicht Prestigemaßstäbe.
Bisweilen werden Sie die Fische-Dame möglicherweise bei kleinen Schwindeleien ertappen. Sie sichten sie beispielsweise einkaufsbummelnd in der Stadt - zu einer Zeit, in der sie angeblich beim Zahnarzt war. Oder: Sie gibt abends vor sich den ganzen Tag nicht aus dem Haus gerührt zu haben - und weiß dennoch detailliert über eine Ausstellung Bescheid, die just an diesem Tag eröffnet wurde... Oder: Sie telefoniert ganz offensichtlich mit ihrer Mutter - und behauptet hinterher, sie habe mit Freundin Ilona gesprochen.
Nehmen Sie solche Täuschungsmanöver nicht tragisch. Meist steckt nichts dahinter, was Sie auch nur im entferntesten beunruhigen müßte. Ihre Fische-Partnerin hintergeht Sie nicht - sie gibt nur ihrem Fische-Drang nach Tarnung und Vernebelung nach. Fische-Menschen verbreiten gern ein bißchen Unklarheit um sich - das ist ihre Art von Selbstschutz. Da es ihnen an Kampflust fehlt, machen sie sich unangreifbar, das heißt: sie verstecken sich in einer Wolke widersprüchlicher Behauptungen, so wie der Tintenfisch sich in seinen Tintenwolken verbirgt...
Am besten reagieren Sie überhaupt nicht auf derlei "Übungen im Unsichtbarmachen". Gehen Sie kommentarlos über Ungereimtheiten hinweg und vertrauen Sie darauf, daß Ihre Fische-Partnerin sehr wohl zwischen harmlosen Schwindeleien und unfairen Lügen zu unterscheiden weiß.
Als Mutter benimmt sich die Fische-Frau vorbildlich: Sie wird Ihre gemeinsamen Sprößlinge mit viel Liebe und Hingabe aufziehen. Von Strenge hält sie nichts - dafür um so mehr von Geduld, Zärtlichkeit und Verständnis. Die Fische-Mutter ist eine, die von ihren Kindern vergöttert wird - womit ein harmonisches Familienleben, auch für den Vater, gesichert wäre.