da wir uns ja nun die diversen beschreibungen um die ohren hauen, hier noch ne variante für euch......
Die Jungfrau - Realistin im Einklang mit sich
Das uralte Klischee der adretten, ordentlichen, sauberen Seele mit dem ausgeglichenen Bankkonto und der makellosen Küche sollten wir gleich von Anfang an aufgeben. ;-)
Über diese Vorstellung können die meisten Jungfrauen nur zynisch lachen. Aus schwer begreiflichen Gründen wird die Jungfrau auf traurige Art fehlgedeutet. :-( Diese Gründe rühren möglicherweise wie so viele andere astrologische Fehlinterpretationen aus dem Mittelalter her, als man versuchte, ein symbolisches System, das viel älter und umfassender als das Christentum war, zu christianisieren und zu moralisieren. Manche Zeichen schneiden ziemlich schlecht ab, wenn man versucht, Symbole gesellschaftlichen Vorstellungen anzupassen, und die Jungfrau und den Skorpion hat es dabei am schwersten erwischt. Ewig als Sekretärin einerseits oder als Sexbesessene andererseits abgestempelt zu werden, hat schon viele Skorpione und Jungfrauen erbost.
Jedes Zeichen besitzt einen tiefen,. wesenhaften Antrieb, eine innere Motivation, die sich auf das Einzelwesen auswirkt, ob es sich dessen bewußt ist oder nicht. Dieser innere Antrieb wirkt sich auf verschiedene Menschen natürlich verschieden aus. Ob er sich nun physisch, psychisch oder geistig umsetzt, er kommt aus derselben Quelle. Der innere Antrieb der Jungfrau gilt nicht der Sauberkeit. Es wird immer wieder behauptet, Perfektionismus sei schnell zur Stabilität. Die Vorteile der Liebe und Fürsorge der Jungfrau sind fraglos unschätzbar. Wem aber seine Freiheit wichtig ist, der wendet sich besser einem anderen Zeichen wie den Zwillingen oder dem Wassermann zu. Der andere Typ der Jungfrau ist die Natürliche. Auch sie ist immer noch die Erdmutter, und ihre Zuneigung, Sanftheit, Beständigkeit und Stärke sind genauso vorhanden, vielleicht sogar noch stärker. Aber dies sind die Frauen, die Make-up eher ablehnen, die gesund essen, auf dem Land leben, Zigarettenrauch abscheulich finden (cheesy, aufhören!) und zum einfachen Leben zurück wollen. Für den geheimen Träumer vom kletterrosenumrankten Haus auf dem Lande mit eigenem Pferd auf der Weide und dem Duft frischgebackenen Brotes ist diese Jungfrau die Richtige. Aber Vorsicht! Wer zur Unrast neigt und gern reist, muß ihr mindestens drei Monate Vorwarnung geben. Und darf, um Gottes willen, seine Pläne nicht in letzter Minute ändern!
Jungfrauen nehmen alles sehr wörtlich. Das heißt, sie glauben einem aufs Wort und nehmen einen beim Wort. Man darf also nichts versprechen, das man nicht halten will. Dafür hat die Jungfrau gar kein Verständnis. Gleichgültig, was die Jungfrau anfängt - ob sie ein teures Callgirl (wie bitte :???: ) oder eine Führungskraft der Wirtschaft ist -, sie behält ihre angeborene Naivität und damit eine Sicherheit und Natürlichkeit, die keine Erfahrung trüben kann. Die große Gabe der Jungfrau ist ihre Fähigkeit, alles im Rahmen des gesunden Menschenverstandes sehen zu können, ob es sich um häusliche Dinge oder Probleme in ihrem Beruf handelt. Ihr Blick für das Realistische, das Solide, das Zuverlässige ist untrügerisch scharf. Sie ist kein guter Menschenkenner, weil Menschen so kompliziert und vielschichtig sind. Dafür kann sie aber fabelhaft gut mit Tatsachen umgehen. Und ihre klare Vernunft ist Lebenselixier für den erschöpften Idealisten und Träumer (die kleinen Fischies :fou: ), der zu viele Möglichkeiten gesehen und sein Talent so verzettelt hat, daß er das Ziel aus dem Auge verloren hat. Die Jungfrau holt ihn auf den festen Boden zurück. Und da er ein sanftes Zeichen ist, kann man damit rechnen, daß die Landung weich sein wird.
Eine Haupteigenschaft der Jungfrau. Nach meinen Beobachtungen ist dies nicht der Fall. Differenziertheit, ja, das ganz bestimmt. Niemand differenziert mehr als die Jungfrau. Ein schlichtes Ja oder Nein tut es bei ihr nicht; sie sagt ja zu diesem Teil und vielleicht auch zu jenem, aber sicher nicht zu dem mittleren, und zum letzten sagt sie bestimmt nein. Nichts ist für sie schwarz und weiß. Das würde ja eine einfache Welt voraussetzen, und für die Jungfrau ist die Welt selten einfach. Sie ist wie ein riesiges, grenzenloses Puzzle-Spiel, und es treibt die Jungfrau zum Wahnsinn, wenn sie auf dem Deckel des Kastens keine Vorlage hat, ehe sie beginnt, die Teile zusammenzusetzen. Die Jungfrau hat eben ein stark entwickeltes Unterscheidungsvermögen (*bröselauseinander*). Das drückt sich bei ihrer Wahl von Freunden, Liebespartnern, Ideen, ihrer Ernährung, ihrem Lebensstil, der Kleidung, der Lektüre, ihrem künstlerischen Geschmack und auf jedem anderen Gebiet aus, auf dem es Wahlmöglichkeiten gibt. Um Perfektionist zu sein, muß man jedoch auch Idealist sein, mit dem Idealbild dessen, was perfekt ist. Und die Jungfrau ist kein Idealist. Sie ist eines der realistischsten, wahrscheinlich das realistischste Zeichen des Tierkreises. Die Jungfrau hat keine unmöglichen rosaroten (nur "hellrosa") Vorstellungen von einer perfekten utopischen Welt, nicht mal die einer perfekten utopischen Küche. Die Jungfrau greift immer nach dem Erreichbaren. Das Element der Erde strebt nach irdischer Realität.
Es ist auch behauptet worden, daß es zwei Typen der Jungfrau gibt, die ordentlichen und die schlampigen (kenne ich einen persönlich). Das mag wahr sein, denn bei jedem Zeichen gibt es zwei Typen, die introvertierten und die extravertierten. Die extravertierte Version eines jeden Tierkreiszeichens will sich nach außen hin ausdrücken. So sieht der extravertierte Widder in der Welt eine Herausforderung; der extravertierte Schütze erforscht die Weit; der extravertierte Fisch projiziert seine Visionen in die Welt. Die extravertierte Jungfrau versucht zweifellos, ihr Verlangen nach Klassifizierung und Ordnung auf eine weltliche Ebene zu verlegen, während die introvertierten Menschen dieses Zeichens ihre Natur durch eine innere Wirklichkeit ausdrücken. So wie der introvertierte Steinbock geistig und psychologisch ehrgeizig ist, der introvertierte Schütze die grenzenlosen Räume von Geist und Seele durchreist, der introvertierte Fisch sich in die Tiefen seines inneren Ozeans mit seinen geheimnisvollen Bewohnern versenkt, versucht die introvertierte Jungfrau, sich selbst zu ordnen und in Einklang zu bringen. Das bedeutet, daß sich sehr wohl im Spülbecken ein Wochenvorrat an schmutzigem Geschirr ansammelt, im Haus das totale Chaos herrscht und die Welt vor die Hunde gehen kann, solange sie nur in der Lage ist, in der Alchemistenküche ihres Inneren für sich selbst zu experimentieren.
Das Wort Einklang bietet einen besseren Schlüssel zur inneren Motivation der Jungfrau als der Begriff Perfektionismus. Einklang bedeutet, daß verschiedene Dinge zusammengebracht werden. Es bedeutet auch, daß man Dinge, Ideen oder Aspekte des Lebens vereinbar findet, von denen die meisten Menschen glauben, daß sie einander ausschließen. Der Zwang und die Gabe der Jungfrau liegen auf dem Gebiet der Synthese. Alles muß zusammengefügt und eingepaßt werden. Sie muß herausfinden, wie und wohin alles paßt indem sie es benennt, erforscht, kategorisiert und klassifiziert. Bei Merkur, dem Götterboten und Gott der Intelligenz und der Kommunikation, als dem heutigen Beherrscher dieses Zeichens, sollte man den Drang nach Wissen erwarten. Aber der Unterschied zwischen der Jungfrau und den Zwillingen, die ebenfalls von Merkur regiert werden, ist der, daß die Zwillinge Wissen um ihrer selbst willen ansammeln wollen, während die Jungfrau Wissen nur dann für wichtig hält, wenn sie es verwenden kann.
So kann man sagen, daß im Geist der armen Jungfrau eine kleine Stimme bei jeder neuen Erfahrung ständig wiederholt: Wie kann ich das in Einklang bringen? Wie kann ich das verwenden? Wenn sie keine Synthese dafür findet, wird sie so tun, als existiere es nicht, oder sie macht sich zäh auf die Suche nach Namen und Definitionen, die es ihr ermöglichen, für die Erfahrung eine Schublade zu finden und so mit ihr umgehen zu können. Kann sie sie nicht verwenden, wird sie von ihr recht frech und arrogant abgetan. Sollen sich doch die weniger praktischen Leute damit abgeben. Der Zwang zur Unterscheidung macht die Jungfrau manchmal schroff. Sie wird Menschen, Ideen, Karrieren oder schöne Dinge beiseite werfen, weil sie sich nicht in ihr Bild der praktischen Realität einfügen oder ihm anpassen lassen. Manchmal wirft sie sogar die Liebe über Bord (jaja, das habe ich auch erlebt!), und das ist tragisch, denn dann lernt man die Art von Jungfrau kennen, deren Leben aus nichts als Arbeit und Mühsal besteht. Dieser Jungfrau-Mensch ist dann oft ein Zyniker, der die Wirklichkeit mit scheelem Blick betrachtet; er weiß sehr genau, daß man schlau sein muß, wenn man überleben will, und ist bereit, ein wenig zu schwindeln und alles aufzupolieren, weil es sich dann besser verkauft. Andererseits: Wenn er etwas tut, tut er es gut; einmal, weil er stolz auf seine Fertigkeit ist, zum anderen, weil er ein guter Geschäftsmann ist.
Gelegentlich ist das einzig Ordentliche, das man bei einer Jungfrau sieht, das Büchergestell. Viele Jungfrauen stufen die Wissenschaft übermäßig hoch ein. Bücher sind für sie eine Personifizierung des Geistes, und ihr Geist funktioniert oft wie ein sehr empfindliches Uhrwerk: er ist ständig in Bewegung, katalogisiert, sortiert, überdenkt und etikettiert. Vielleicht sammeln sich auf ihrem Teppich die Wollmäuse, aber man kann sicher sein, daß sie gerade ihre Psyche putzt. Viele Jungfrauen fühlen sich von der Astrologie angezogen (weshalb dieses Forum so voll ist....) wie die Ente vom Wasser; allerdings nur dann, wenn es ihnen gelingt, ihren Widerstand gegen die Aura von vagem Spiritismus zu überwinden, mit dem populäre Zeitungsspalten dieses Wissensgebiet umgeben haben. Die Astrologie und andere kosmologische Karten bieten der Jungfrau nämlich die Bestätigung, daß das Universum geordnet und Gott überaus penibel ist.
Auch der Drang zu Dienstleistungen ist bei der Jungfrau stark entwickelt. Sie muß gebraucht werden und muß das Gefühl haben, nützlich zu sein. Die typische Jungfrau ist nicht besonders ehrgeizig; ihr fehlt die Einseitigkeit, ausschließlich ein Ziel zu verfolgen. Ihre Neigung, nach immer größeren Stücken zur Vollendung des gewaltigen Puzzle-Spiels zu suchen, nimmt ihr das Verlangen, den Blick allein auf ein Stück zu konzentrieren. Selten nur wird eine Jungfrau nach offenkundiger Macht streben. Meistens findet man sie als Berater eines anderen, der töricht genug war, sich den Thron zu erobern und all die damit verbundene Mühsal auf sich zu nehmen. Die Jungfrau selbst, klug wie immer, zieht es vor, hinter dem Thron zu stehen und sich aus der Schußlinie zu halten. Sie ist realistisch. Draufgängerische Löwen, Widder und Steinböcke drängen nach oben. Die Jungfrau weiß, daß das, was oben ist, wieder herunterkommen muß; sie bleibt lieber gleich auf der Erde. Falls eine Jungfrau nicht viel vom Löwen in ihrem Horoskop hat oder der Einfluß der Sonne sehr stark ist, wird man sie eher durch ihre Arbeit kennenlernen als durch ihre entgegenkommende Persönlichkeit. Die meisten typischen Jungfrauen sind ziemlich scheu; wenn sie nicht ausgesprochen zurückhaltend sind, dann doch stiller und verschlossener als ihre Freunde mit anderen Zeichen. Da sie so erdgebunden ist, liebt die Jungfrau Sicherheit, und dieses Verlangen nach Sicherheit wird oft zu einem Problem; denn es hält sie davon ab, sich auf schöpferischem Gebiet zu versuchen, was Mut und einen hohen Einsatz verlangt. Man wird häufig Jungfrauen begegnen, die seit vielen Jahren in untergeordneten beruflichen Positionen ausharren, in denen ihre natürliche Intelligenz und Phantasie verkümmern, weil das monatliche Gehalt eine so wunderbare Sicherheit mit sich bringt. Abgesehen davon interessiert es die Jungfrau mehr, weshalb sich die Räder am Auto drehen, als es zu fahren und damit an Rennen teilzunehmen. Sie studiert und beobachtet das Leben; sie ist kein Spieler oder Unternehmer. Es wird behauptet, die Jungfrau sei ein besserer Diener als Herrscher. Das ist zweifellos wahr. Hinter dem Thron Macht auszuüben, paßt der Jungfrau sehr. Kunstfertigkeit und Schläue treffen bei diesem schwierigen Zeichen häufig zusammen. In der griechischen Mythologie war Merkur auch der Gott der Diebe und der Lügner, und er war der Geschäftsmann.
Es gibt noch einen manchmal liebenswerten und manchmal in Wut versetzenden Wesenszug der Jungfrau, der erwähnt werden sollte. Es ist ihre Besessenheit. :fou: (hallo??? Besessen???) Sie mag von äußerer Ordnung und Sauberkeit besessen sein; ebensooft ist sie aber von seelischer Ordnung und Sauberkeit besessen, und das heißt dann: Nie die eigenen, inneren Schwächen zeigen. Die Jungfrau ist groß im Beherrschen der Gefühle. Sie erfindet Rituale, um ihre dunklen Seiten (darth vader von der dunklen seite der macht lässt grüßen)im Zaum zu halten. Ob es nun die objektbesessene Jungfrau ist, die alle gelben Hemden auf eine Seite des Schrankfachs legt *sortier* und hysterisch wird, wenn ein blaues dazwischengemogelt wird, oder ob es die schmallippige, gefühlsgehemmte Jungfrau ist, die aus dem zwanghaften Wunsch heraus, nur ja keine Schwäche zu zeigen, alles analysiert: die Wurzel ist dieselbe. Chaos und seelische Empfindsamkeit, Schlampigkeit, Romantik und Vorstellungskraft lauern heimlich in den Tiefen der Seele der Jungfrau. Sie muß zu oft gegen das eigene Chaos kämpfen, um vage Verschwommenheit bei anderen oder in der sie umgebenden Welt zu tolerieren. Dazu hat sie selbst zuviel davon in sich. Die scheinbare Härte und Rücksichtslosigkeit der Jungfrau - kein Zeichen sagt so schnell nein - ist nur ihre Methode, die eigene ungeheure Empfindlichkeit zu schützen. Ihr berühmter Geiz - und viele Jungfrauen sind wirklich ungeheuer geizig, wenn es um Geld geht - ist oft eine Tarnung der eigenen, angeborenen Extravaganz. Und der Zwang, sich an den Realitäten des Lebens festzuhalten, hilft ihr, den Geheimnissen der eigenen Seele zu entfliehen.
Ein komisches Wesen, diese Jungfrau. Gar nicht tief unter der kühlen, analytischen Lackschicht steckt ein sentimentaler Romantiker. (hoppla?! dann doch romatisch??)Die Jungfrau kann schroffen Wesens sein, und man versucht besser nicht, sich von ihr Geld zu leihen, wenn man nicht schon bewiesen hat, daß man es zurückzahlen kann. Fische mögen vielleicht ihre letzte Mark einem betrunkenen Stadtstreicher schenken, selten jedoch eine Jungfrau. Sie wird viel eher einen strengen und kaum zu ertragenden Vortrag über das Thema Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott halten. Das liegt häufig nur daran, daß sie sich der Trinker, Versager, Rumtreiber und des Strandguts des Lebens allzu bewußt ist und entsetzliche Angst davor hat, selbst so zu werden. Die Sicherheit der Zukunft zu planen und zu garantieren, ist für die Jungfrau ein Zwang, weil es ihr die geschärften Sinne für die Welt, wie sie wirklich ist, schwermachen, dem Leben zu vertrauen und an es zu glauben.
Sie wird mit dieser rV Wirklichkeit, in der sie so verhaftet ist, nicht richtig fertig. Sie bedroht ihre Stabilität. Darum schließt sie sie aus. Sie bekämpft alles, was ihr unverständlich ist, und sorgt für das Wichtigste, sich selbst. Man wird zwar oft großzügigen und scheinbar altruistischen Jungfrauen begegnen, die freigebig mit ihrer Zeit und ihren Talenten umgehen, vor allem dann, wenn sie jemand etwas beibringen können, und die es lieben, ihre Geschicklichkeit vorzuführen, und ihr Wissen gern mit anderen teilen. Aber das Geben hat seine Grenzen. Meistens lernt die Jungfrau ihre Lektion früh. Es ist fast so, als hätte sie einen verborgenen Fisch in sich und auch dessen Lektion gelernt: Wo keine Grenzen sind, beginnt die Selbstauflösung.
Das große Ziel dieses scheinbar so bescheidenen Zeichens ist die eigene, von ihm selbst beherrschte Psyche, die in sich selbst integrierte Persönlichkeit, die sich frei geben kann, weil sie nicht fürchten muß, sich in einem anderen zu verlieren. Die Jungfrau kann aus der eigenen Vollkommenheit heraus ihre Lebenserfahrung wählen, statt sich durch das Verlangen, sich in anderen zu finden, in Beziehungen oder Situationen treiben zu lassen, die sie zerstören oder unterjochen. Manchmal erkennt man im Leben von Jungfrauen dieses Bestreben nach Selbstfindung daran, daß sie zeitweise allein leben müssen. Tatsächlich scheint dies fast eine Notwendigkeit für die Jungfrau zu sein, um sich selbst entwickeln zu können. Für jeden Menschen ist es schwer, sich der Einsamkeit zu stellen, aber viele Jungfrauen erlegen sie sich auf, nicht weil sie andere nicht brauchen, sondern weil etwas in ihnen sagt, daß man erst lernen muß, man selbst zu sein und die eigene Gesellschaft zu schätzen, ehe man dies anderen erlaubt.
Für die Jungfrau ist jede Erfahrung eine persönliche Begegnung und nicht ein Gruppentreffen. Sich einem großen Kreis zu stellen, liegt ihr nicht. Sie hält sich für sich. Die zwanghafte Selbstvervollkommnung, die man so häufig bei Jungfrauen antrifft, der endlose Strom von Büchern, Arbeitsgemeinschaften, Vorlesungen und Gesprächen darüber, wie man gesund lebt, wie man dieses lernt und jenes beherrscht, all das hat eine tiefe symbolhafte Wurzel. Es ist das Bedürfnis, sich für eine vage gefühlte nächste Phase vorzubereiten, auf die die Jungfrau wartet, ohne wirklich zu wissen, worauf sie wartet und sich vorbereitet.
Die Schattenseiten
Bei einem so von Zwängen besessenen Zeichen wie der Jungfrau muß man mit Recht einen sprunghaften Schatten erwarten. Die Schattenseite der Jungfrau ist ebenso komplex wie ihr Wesen am hellen Tag. Einen Hauptaspekt könnte man das Ich-weiß-alles-Syndrom (habe ich auch schon life und in farbe mitbekommen) nennen.
Oberflächlich gesehen, scheint das sehr harmlos. Ein Alleswisser, mehr nicht. Aber die zerstörerische Seite des Schattens der Jungfrau kann auf die Dauer verheerende Wirkungen zeitigen. Wenn man Besserwisserei jahrelang an jemand ausprobiert, verliert er die Chance, selbst etwas zu lernen, zu erfahren oder zu denken, und er kann nichts geben. Das ist wohl eine der heimtückischsten und tödlichsten Methoden, die Kreativität eines anderen zu zerstören. Und genau das ist es, was die dunkelste Seite der Jungfrau tut. Sie vernichtet langsam und in winzigen, kaum merkbaren Schritten das Selbstvertrauen anderer Menschen. Es ist einer der Zwänge ihrer Schattenseite, daß die Jungfrau eine geradezu entsetzliche Angst hat, sich zu irren oder nicht recht zu haben. Es ist ihr unerträglich, etwas nicht richtig gewußt, etikettiert und klassifiziert zu haben. Aber das Leben ist nun mal voller Fehler und die Menschen auch. Der Schatten der Jungfrau tötet das Leben auf seine Weise, weil er versucht, ihm alles Unvorhersehbare und Unregelmäßige zu nehmen.
Eine ähnliche Variante des Schattens ist das Ich-habe-es-dir-gleich-gesagt-Syndrom. Wir sind ihm alle schon begegnet, entweder bei uns selbst oder bei einem anderen. Es kann einen zum Wahnsinn treiben. Der blasierte, selbstgefällige Gesichtsausdruck, (ich stell mir jmann gerade vor....) den die Jungfrau manchmal annimmt, wenn etwas eintrifft, vor dem sie gewarnt hat, schafft ihr nicht gerade Freunde. Aber auch das ist nur eine Methode, nie etwas geschehen zu lassen, das unerwartet, unordentlich und unvollkommen ist. Es ist die Art der Jungfrau, sich selbst zu sagen: Mir wäre das nie passiert. Ich weiß es besser.
Der Schatten entstammt also hauptsächlich einer übersteigerten Angst der Jungfrau vor dem Unbekannten. Wenn eine Jungfrau wirklich in sich ruht, ist sie vielleicht ein wenig vorsichtig, aber sie macht sich nicht lächerlich. Sie ist empfindsam, und das weiß sie; die Welt ist schwierig, voller Veränderungen und Probleme, und sie bemüht sich um die Geschicklichkeit und das Werkzeug, die ihr helfen sollen, damit zurechtzukommen. Aber eine Jungfrau, die unsicher ist, übertreibt ihre Vorsicht ins Maßlose. Hört sie etwas Neues, gibt sie vor, es längst zu wissen, oder sagt, daß es nicht wahr ist. Zeigt man sich ihr von einer Seite, die sie noch nicht kennt, wird sie kritisieren oder dem anderen sagen, wie er sich ändern kann; die Vorstellung, die sie sich von ihm gemacht hat, ist bedroht. Zeigt man ein wenig Spontaneität, wird sie versuchen, sie zu zerstören, weil ihr das entsetzliche Angst einjagt. Zeigt man unerwartete Gefühle, wird sie erstarren, weil sie nicht weiß, wie sie sie einordnen und klassifizieren soll. All dies gehört zur Schattenseite der Jungfrau. Und wie bei allen Schatten geht es auch hier um Beherrschen. Bei der Jungfrau wird das zu einem verrückten, naiven, fast lächerlichen Versuch, das Leben zu beherrschen, damit alle unbekannten und bedrohenden Elemente ausgeschaltet werden.
Es gibt noch eine weitere Schattenseite, die man manchmal sehen kann, wenn die Feinfühligkeit einer Jungfrau zu schwer verletzt worden ist. Man könnte sie den Geschäftemacher nennen. Es ist eine Variante der Jungfrau, die auftritt, wenn die Wirklichkeit und ihre Schwierigkeiten auf der Waagschale zu schwer, Hoffnung, Glaube und Zuversicht hingegen zu leicht wiegen. Der Geschäftemacher nützt das natürliche Talent der Jungfrau für alles Geschäftliche aus und verdreht es, bis das ganze Leben zu einem Geschäft wird. Er ist bereit, alles zu verkaufen, solange der Preis stimmt. Jeder Mensch ist dann ein möglicher Kunde, ein mögliches Opfer. Wahrscheinlich ist dies die tragischste Form des Jungfrau-Schattens, denn er tritt nur auf, wenn die Jungfrau so desillusioniert und so verängstigt ist, daß sie gegen alles und jedes Schutzwälle errichten muß. Dann ist sogar die Liebe käuflich, und die passende Heirat muß mit der Mitgift gekoppelt sein, die sich auf dem Bankkonto ablesen läßt. Diesem Jungfrau-Schatten ist es durchaus zuzutrauen, daß er Bankauskünfte einholt (hatten wir nicht auch mal einen ähnlichen thread dazu??), ehe er das entscheidende Rendezvous verabredet.
Leider taucht diese Seite des Jungfrau-Schattens oft bei männlichen Jungfrauen auf. Meiner Meinung nach liegt das daran, daß die Gesellschaft es dem Jungfrau-Mann ziemlich schwer macht. Sein gefühlvolles und aufnahmefähiges Zeichen ist von Natur aus ohne Ehrgeiz und sich oft verborgener Strömungen und intuitiver Veränderungen bewußt, die den dickhäutigeren Zeichen entgehen. Es ist ferner ein Zeichen, das lieber folgt als führt. All dies paßt wenig zum Macho-Image, das von den Männern unseres Kulturkreises erwartet wird. Der Jungfrau-Mann hat es nicht leicht in einer Welt, die von ihm verlangt, daß er gefühlskalt statt mitfühlend, erfolgreich statt geschickt ist, daß er ein Führer und kein Künstler und mehr Geldverdiener als Naturliebhaber sein soll. Wie kann er da er selbst sein? Darum taucht aus seiner Schattenseite der Geschäftemacher auf, der nicht sehr liebenswert ist.
Alle Schatten verschwinden, wenn das Licht auf sie fällt. Es ist sehr heilsam für die Jungfrau, sich im hellen Licht zu sehen, mit allen Fehlern und allen Ängsten. Wenn sie einmal, nur einmal versucht, sich und anderen und dem Leben zu vertrauen, statt zu fordern, daß alles benannt und garantiert wird, ist das ebenfalls heilsam. Und wenn sie einmal begreift, daß das Leben Geheimnisse birgt, die sie nie wird verstehen oder erklären können, daß es ein Chaos gibt, das vielleicht nie geordnet werden sollte, und daß Fehler, Versagen und Unordnung vorkommen, die nicht ausgeräumt zu werden brauchen, dann ist die Heilung da. In anderen Worten: Die realistische Jungfrau ist gar nicht so realistisch. Sie sieht nur die offen zutage liegende Wirklichkeit. Sie muß nach der anderen suchen und ihr vertrauen. Dann kann sie das werden, was ihrem mythischen Bild entspricht: Weil sie mit dem Unbekannten Frieden geschlossen hat, kann sie Menschen, Ideen oder ihre Kunst fördern, aufbauen und zum Leben erwecken.
Die Jungfrau als Partner
Jungfrauen schätzen Gebrauchsanweisungen auf Schachteln, Packungen, Büchern oder sonst wo. Wenn man ihnen die Gebrauchsanweisung fortnimmt, geraten sie leicht in Panik. Das geht schon wieder auf die Schwierigkeiten zurück, die die Jungfrau mit dem Unbekannten hat. Und Sexualität und Liebe :amour: sind nun mal Geheimnisse, über die wir kaum etwas wissen.
Bei der Liebe :amour: begegnen wir einer scheinbar kühlen und unromantischen Jungfrau, die vielleicht technisch geschickt (wo ist die leidenschaft?) ist, ihre Gefühle aber verbirgt. Eine Jungfrau aber, die ihrer Sinnlichkeit die Zügel schießen läßt, wird zu einem völlig verwandelten Wesen (jaaaahaaa!). Wie der Stier und der Steinbock ist die Jungfrau erdgebunden. Ihr sexuelles Begehren ist tief und sinnlich. Und diese Sinnlichkeit und ihre Feinfühligkeit geben ihr ein Gespür für die Bedürfnisse des Partners, das hitzigeren Zeichen fehlt. Das Problem ist, dieser Sinnlichkeit freien Lauf zu lassen (yepp!). Es wird behauptet, Jungfrauen brauchten eine lange Zeit zum Warmwerden (absolut!). Wahrscheinlich stimmt das. Zum Teil liegt es wieder an der alten Furcht vor dem Unbekannten, dem Chaotischen. Leidenschaft läßt sich nicht besonders gut definieren oder gar absichern.
Ein weiterer Grund für die scheinbare Langsamkeit (laaaaangsaaaaaam herr und frau bummelzug) der Jungfrau in der Liebe :amour: ist der, daß sie sich nicht leicht zum Narren halten läßt oder auf ein hübsches Gesicht (ob männlich oder weiblich) hereinfällt. Dafür denkt die Jungfrau zuviel. Das heißt, sie braucht eine Wechselbeziehung und eine Basis, die über das rein Sexuelle hinausgeht. Oft ist der Jungfrau die Berufsarbeit ungeheuer wichtig - Jungfrauen identifizieren sich häufig mit ihrem Beruf und schätzen sich danach ein, wie tüchtig sie in ihrer Stellung sind -, und wenn man ihr Interesse an ihrer Arbeit nicht teilt oder nicht mit ihr darüber sprechen will, wird sie sehr bald selbst des sinnlichsten und aufregendsten Partners müde werden. Gefühl und Sex reichen nicht aus, die Jungfrau zu binden. Dieses Zeichen wird von Merkur regiert und kommt wie die Zwillinge - einfach nicht ohne eine, wie auch immer geartete Geistesverwandtschaft aus.
Auch der Realismus der Jungfrau spielt hier eine Rolle und macht es ihr ziemlich schwer, sich in eine wilde, leidenschaftliche Liebe auf den ersten Blick zu stürzen. Sie beobachtet die Welt zu genau und weiß zuviel, um so etwas sehr ernst zu nehmen. Sie neigt ja auch nicht zu Glücksspielen, und das Glücksspiel mit plötzlichen Leidenschaften kann im besten Fall Schmerzen bereiten und desillusionieren. Manchmal kann sie deswegen plötzlich stark abkühlen und jemand aus ihrem Leben ausschließen, von dem sie sehr angezogen war, einfach weil sie allem Plötzlichen, Unkontrollierbaren und Unerklärbaren mißtraut.
Man kann auch einer Jungfrau begegnen, die über die Stränge schlägt, aber meistens entdeckt man dabei, daß ihr Herr unbeteiligt bleibt. Ob männlich oder weiblich, sie braucht lange (monate, jahre, jahrzehnte, jahrhunderte, jahrtausende....), bis sie auftaut und echte Gefühle zeigt. Sie gestattet sich schon, sich zu verlieben, aber lieben, das ist für sie etwas, das Zeit und sorgfältige Pflege braucht. Sie ist eben realistisch. Am Ende wird sie immer den zuverlässigen Partner wählen und nicht den schillernden. Das läßt sich schon an ihrem Geschmack erkennen, an ihrer Einrichtung und an ihren Gewohnheiten. Immer wählt sie das Nützliche, Sichere und Überschaubare; die Qualität kommt vor dem Strahlenden, dem Spontanen und Unzuverlässigen. Das kann entsetzlich langweilig werden. Wird es aber durch ein wenig Humor und Sinn für Komik gemildert, kann es sich in Verständnis, Wärme und Weisheit verwandeln, in Eigenschaften, die ansprechend und von magnetischer Anziehungskraft sind. Das magische Wort heißt Spaß. In der Liebe muß die Jungfrau es häufig erst lernen.
Wie bei jedem anderen Menschen sind es auch bei der Jungfrau genau die Dinge, die sie in sich selbst unterdrückt, die sie nun beim Partner sucht. Die Jungfrau, der erdgebundene :Konstrukteur von Flugzeugen und der ans Land gefesselte Schiffsbauer, schickt sich selbst oft in einen unsinnigen Irrgarten. Sie sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Sie ist so damit beschäftigt, das Schiff vollkommen zu machen, daß sie darüber vergißt, daß es etwas transportieren soll. Darum wird das, was die Jungfrau im Leben am meisten fürchtet, in der Liebe zu dem, was sie am stärksten fasziniert: das feurige Chaos und der spontane Ausbruch von Intuition und Phantasie, die jene draufgängerischen und unzuverlässigen Feuerzeichen verkörpern, die einen geheimen Pakt mit den Göttern zu haben scheinen und Spielernaturen sind. Wenn die Jungfrau einem dieser feurigen Typen begegnet, möchte das in ihr unterdrückte Kind ausbrechen und frei sein. Erdgebunden, wie sie ist, versagt sich die Jungfrau leicht jede Lebensfreude. Sie arbeitet lieber, denn es gibt ja so viel zu tun. Jungfrau-Männer und -Frauen kann man mit langen Listen über die täglich zu bewältigenden Dinge sehen, und unweigerlich steht Spielen ganz unten am Ende.
Es gehört zum Wesen der Jungfrau, sich einen Partner zu wählen, der für all das steht, was sie sich selbst nicht erlaubt (haben wir fische dann doch noch eine chance?!), den Leichtsinn und das Drama, die Unbeständigkeit und die Selbstsucht. (Dieses Wort wendet sie gern auf die an, die ihren Prioritäten nicht folgen.) Natürlich gibt es für diese Art von Beziehung zwei Möglichkeiten. Entweder erwärmt und lockert sich die Jungfrau und findet ihr Gleichgewicht, oder sie versucht, Pygmalion zu spielen, indem sie den schönen, ungeschliffenen Stein zu bearbeiten beginnt. Die nächste Szene ist dann, daß der feurige Partner wirklich Feuer spuckt, weil er ständig angenörgelt oder kritisiert wird.
Partnerschaften sind für die Jungfrau selten glatt und bequem, falls sie nicht ganz auf Nummer sicher geht und sich einen anderen Erdzeichenpartner sucht, der in ihre sichere Welt paßt. Leider ist sie dann aber immer ein wenig gelangweilt, das Leben ist ziemlich trist, und sie bekommt das Gefühl, den Zug verpaßt zu haben. Das Rezept zum Glück ist hier dasselbe, das auch für den Jungfrau-Schatten gilt. Eine gute Portion Kindlichkeit: etwas aufs Spiel setzen, spielen; ein Quäntchen Erkenntnis, daß das, was nützlich ist, nicht notwendigerweise mit Leben und Sinn gleichzusetzen ist. Und gelegentlich sich mal irren und sich zum Narren machen können. In unseren ältesten Sagen ist der Narr heilig!
Der Jungfrau-Mann
:amour:
Einige der besten Jungfrau-Eigenschaften treten beim verliebten Jungfrau-Mann in Erscheinung. Eine davon ist sein Wunsch, gebraucht zu werden, und seine Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft, wenn man Unterstützung, jemand zum Reden, Verständnis oder materielle Hilfe braucht. Der immer vernünftige Jungfrau-Mann wird die Probleme aus den anderen herausholen und ihnen liebend gern raten. Man gebe ihm ein lösbares Problem, und er wird es angehen wie eine schwierige Schachaufgabe. Seine objektive Meinung ist oft nützlich und konstruktiv. Er verbreitet das Gefühl von Sicherheit, Wahrheitsliebe und Genauigkeit. Und die Jungfrau spielt sich selten als etwas anderes auf als das, was sie ist. Man wird nicht in eine Ecke gedrängt werden, um die bewundernde Zuschauerin zu spielen, wie es beim Löwen oder dem Widder so leicht geschehen kann.
Andererseits aber ist es möglich, daß einen die Selbstbeherrschung und Kühle des Jungfrau-Manns in Wut bringt. Er kann zu dem Typ gehören, der unbedingt erst seinen Mantel aufhängen muß, ehe er zum Begrüßungskuß schreitet, weil alles der Reihe nach zu geschehen hat. Manchmal ist er auch entsetzlich öffentlichkeitsbewußt und wird vermeiden, seine Partnerin Bruch nur zu berühren, wenn es jemand sehen kann, weil dann herauskommen könnte, daß er nicht völlig beherrscht oder sogar leidenschaftlich ist. Im Extremfall wird man damit fertig werden müssen, daß alles reglementiert wird, auch sein Werben und sogar der Sex.
Es ist schwer, ein Jungfrau-Mann zu sein (oooch, ich bedaure euch *streichel*). Er ist, wie die Fische, in einem feinfühligen, verwundbaren Zeichen (doch ein weichei?!)geboren, das nicht gut zum typischen Bild des Mannes paßt. Jungfrau-Männer wirken manchmal arrogant, weil sie sich so sehr bemühen, kühl und beherrscht zu sein. Jeder Gefühlsanspruch, der nicht in klaren, nüchtern geordneten Worten ausgedrückt wird, kann ihnen wie eine überwältigende Forderung vorkommen. Der Jungfrau Mann kann merkwürdig verschlossen sein. Um diese Tendenz des Sich-in-sich- Zurückziehens zu ertragen, braucht die Partnerin des Jungfrau-Manns viel Sinn für Humor (in der tat!), denn andernfalls kann dieses Sichtabkapseln verletzend sein und die ganze Beziehung gefährden.
Es gibt aber etwas, das dieses schwierige und manchmal schwer zu ertragende Temperament dennoch erträglich macht. Wenn man ihm die Wahrheit ruhig und klar sagt, wird der Jungfrau-Mann immer zuhören. Dies ist eine seiner liebenswertesten Eigenschaften. Wenn er einen verletzt hat, zu kalt war oder zu festgelegt, muß man das aussprechen. In aller Ruhe. Fast immer wird er zuhören. Wird man jedoch gefühlvoll, wird er nicht zuhören. Die Jungfrau verkraftet einfach keine Wutausbrüche, stürmischen Szenen oder langen Tränenausbrüche mit einem Berg aufgeweichter Taschentücher. Zappelige Jungfrau-Männer, die zuviel rauchen, Fingernägel kauen oder andere Angewohnheiten haben, die das dünne Nervenkostüm dieses Zeichens verraten, sieht man häufig. Dazu kommt dann noch die Tatsache, daß der Jungfrau-Mann von Natur aus dazu neigt, sich ständig zu überarbeiten. Er braucht Spiele, Ruhe und Natur als Ausgleich. Normalerweise wird er sich aber nicht die Zeit nehmen, denn oben auf seiner Liste steht die Arbeit. Es bleibt dem Partner überlassen, ihm zuzureden, Vernunft zu predigen oder ihn irgendwohin zu schleppen, wo er nach anfänglichem Wehgeschrei vielleicht sogar entdeckt, daß es sehr angenehm ist, in der Sonne zu sitzen und nichts zu tun.
Aus all diesen Gründen ist der verliebte Jungfrau-Mann vielleicht nicht für jede Frau das Traumbild des idealen Ehemanns. Er hat ein empfindsames, nervöses und schwieriges Temperament, ist selten aggressiv, frißt aber oft Ärgerliches und Schwieriges in sich hinein, wo es nagt und nagt, bevor er sich zu Taten entschließt. Der Jungfrau-Mann ist kein Don Juan, obwohl es eine ganze Menge ziemlich guter Don-Juan- Imitationen ("HOSSA") gibt, die in der Gestalt sehr unsicherer Jungfrauen vorzugeben versuchen, sie seien Schützen oder Löwen. Er braucht Vertrauen, Stille, Wärme und Sicherheit, um die mystischen, empfindsamen Seiten seines Wesens zu zeigen. Ihn zu wählen, damit er Sicherheit gibt, wäre ein trauriger Irrtum. Denn die Rolle des beschützenden Vaters kann er nicht lange spielen. Dazu ist er zu fließend und wandelbar, und er fürchtet sich zu sehr vor dem eigenen Hang zum Wechsel, um lange ertragen zu können, für einen anderen der Fels in der Brandung zu sein. Erkennt man seine Intelligenz an, seinen Geist, seine Freundlichkeit und seine Empfindsamkeit, wird man einen sehr ausgefallenen Liebhaber haben. Für die, die Feinfühligkeit und Geist schätzen und seine innere Einsamkeit respektieren, läßt der Jungfrau-Mann die strahlenderen Zeichen beim Vergleich ziemlich ungeschlacht erscheinen.
Die Jungfrau-Frau
Wer nach einer perfekten Haushälterin sucht und gerade irgendwo gelesen hat, daß weibliche Jungfrauen Meisterinnen auf diesem Gebiet sind, sollte sich besser an ein anderes Zeichen wenden. Die große Gabe der Jungfrau ist ihre Intelligenz, nicht ihre Ordnungsliebe; und wenn man dennoch unter diesem Zeichen den sogenannten Hausteufel findet, der dreimal am Tag staubwischt, dann braut sich Böses zusammen, denn dann hat man eine Jungfrau erwischt, die ihre Schattenseiten auslebt, und all das gute Haushalten wird neben der dazugehörenden Zanksucht schnell zur Unbedeutendheit verblassen. Mit dem Zeichen der Jungfrau hat das jedoch gar nichts zu tun, schon gar nichts mit der weiblichen Jungfrau. Es ist lediglich ein Seiteneffekt, der sich als zusätzlicher Bonus auswirken kann, denn viele Jungfrauen nehmen ihr Heim sehr wichtig und leben gern in einer ordentlichen Umgebung. Aber ansonsten drückt sich die weibliche Psyche der Jungfrau durch Dinge wie guten Geschmack, Feinfühligkeit, Verständnis und klare Urteilskraft über Menschen und das Leben aus.
Natürlich gibt es auch Haken. Die Verschlossenheit tritt bei der weiblichen Jungfrau stark in Erscheinung, und oft fällt es ihr schwer, wirklich verheiratet zu sein. Die Jungfrau-Frau hat etwas an sich, das psychologisch nicht faßbar ist, und wenn man versucht, dort einzudringen, wird sie reagieren, als hätte man versucht, ihr physisch Gewalt anzutun. Weibliche Jungfrauen sind keine anschmiegsamen, hilflosen Wesen. Viel häufiger sind sie Amazonen, die auf körperlichem oder geistigem Gebiet - manchmal auf beiden zugleich - fast beängstigend tüchtig und leistungsfähig sind. Bei den Feministinnen bringt das Punkte ein, nicht aber bei einem Mann, der im Mittelpunkt stehen und von einem freundlich widerspiegelnden Mond umkreist werden möchte.
Vor allem aber: Weibliche Jungfrauen haben Meinungen- und die teilen sie mit. Merkurs Verbindung mit dem Zeichen scheint dazu zu führen, daß sie das Bedürfnis haben, zu kommunizieren, zu reden, manchmal aber auch nur zu klatschen und zu tratschen. Viele Jungfrauen können endlos reden. So endlos, daß man sich die Ohren zuhält und zu schreien beginnt, nur um das Geräusch abzustellen. Es braucht dabei gar nicht um die herkömmliche Kritiksucht der Jungfrau zu gehen. Es kann um das Buch gehen, das sie gerade gelesen hat; den Film, in dem sie war, oder um die Person, die sie gerade auseinander nimmt und psychologisch analysiert. Jungfrauen reden gern in aller Ausführlichkeit über andere Menschen. Wer auf eine schöne, schweigsame Frau aus ist, läßt besser die Finger von der Jungfrau. Sie hat zu allem hin nämlich auch noch die oft bewundernswerte, aber auch wuterregende Neigung, das zu sezieren, was der Partner sagt und was er weiß. Erzählt er ihr etwas, wird sie ihn nach der Quelle samt allen Fußnoten ausfragen. Die weibliche Jungfrau ist abgeneigt, einem anderen zu glauben, ehe sie nicht in Nachschlagewerken Bestätigung findet. Es ist schwer, mehr als eine Jungfrau zu wissen. Sie läßt es nicht zu. Das hat eine gute und eine schlechte Seite. Für den geistigen Horizont tut es Wunder, für das Ego ist es ein Horrortrip. Viele Jungfrauen gleichen der Erdmutter. Die seltsame Sensibilität des Zeichens drückt sich durch Naturverbundenheit, Fähigkeit zum Heilen und Geschick für alles Handwerkliche aus. Es ist fast typisch für die Jungfrau, daß alles, was sie anfaßt, gut gelingt. Kunst, allein um der Kunst willen, zieht sie nicht so sehr an, weil Dinge nützlich sein müssen, um ihr etwas zu bedeuten. Sehr oft aber ist die Jungfrau eine perfekte Gärtnerin, wie ihr eben alles Handwerkliche liegt. Auch das Verlangen, gebraucht zu werden, das so viele Jungfrauen in helfende Berufe zieht, von der Krankenschwester über die Diätassistentin bis zur Psychologin oder Anwältin, gehört zum Archetyp der Großen Mutter, der mit diesem Zeichen verbunden ist.
Allerdings muß man dies erst hinter dem überempfindlichen Nervensystem, der Unruhe, dem Verlangen nach Einsamkeit, der scheinbaren Kühle und Verschlossenheit finden. Der weiblichen Jungfrau fällt es schwer, spontan zu sein. Oft kann sie ihre Liebe und Zuneigung nur dadurch zeigen, daß sie etwas für einen anderen tut. Hier gilt dasselbe, was auch für die männliche Jungfrau gilt: Gefühle und Leidenschaften sind beunruhigend und angsteinflößend und können nur in der Atmosphäre tiefen Vertrauens ausgedrückt werden. Zerstört man dieses Vertrauen, wird man erfahren, wie sarkastisch und schneidend die Jungfrau werden kann, denn sie hat bis ins Detail genau alle Schwächen und Marotten beobachtet, von denen man glaubte, keiner hätte sie bemerkt. Die Jungfrauen haben die irritierende Angewohnheit, alles zu entdecken: die noch so sorgfältig verborgene abgewetzte Manschette, den Schnitt vom Rasieren, den schiefgetretenen Absatz, die sprachliche Entgleisung und das nervöse Zucken. Sie beobachten jede Kleinigkeit, weil für sie das breite Spektrum des Lebens am deutlichsten in den kleinen Dingen reflektiert wird.
Hier ist vielleicht der richtige Ort, daran zu erinnern, daß es Jungfrauen gibt, die alles andere als verkniffene, altjüngferliche Xanthippen sind. Was die Jungfrau auch tut, sie tut es gut. Ob sie kocht, bildhauert, unterrichtet oder sonst etwas macht, die weibliche Jungfrau ist stolz auf ihr Können. Wenn man das anerkennt, wird man mit Herzlichkeit belohnt. übersieht oder unterschätzt man es, hat man einen gräßlichen Fehler gemacht. Jene Männer, die glauben, eine Frau brauche nichts anderes zu können, als einem Mann zu gefallen, werden mit einer weiblichen Jungfrau nichts als Ärger erleben. Merkwürdigerweise braucht eine Jungfrau sehr viel Anerkennung - dieses Bedürfnis tritt bei anderen Zeichen, die sich nicht so stark mit ihren Fähigkeiten identifizieren, viel weniger deutlich in Erscheinung.
Beachtenswert ist auch die kühle Reserviertheit der Frauen dieses Zeichens. Ob verheiratet oder nicht, alle strahlen eine geheimnisvolle Zurückhaltung aus, die nicht so sehr Eintritt verboten, als Willkommen, aber achte bitte meine Selbständigkeit sagt. Dies ist noch auf den Höhen erotischer Leidenschaft oder intensiver Gefühle gültig. Die Jungfrau ist reserviert.
Erst wenn man es lernt, mit der Schattenseite fertig zu werden, mit der Alleswisserei, mit den gelegentlichen Anfällen von Ordnungssucht, die entweder der Umgebung oder dem Partner gilt, lernt man auch die andere Seite der Jungfrau kennen. Dann findet man einen Menschen, der fähig ist, er selbst zu sein. Alle Frauen, alle Menschen streben danach, aber die Jungfrau macht daraus eine Karriere und eine Kunst. Blindlings bewundern wird sie niemanden. Aber sie wird ihren Partner mit all seinen Fehlern und Unvollkommenheiten lieben, denn sie ist realistisch und wird gern gebraucht. Das allerdings kann einen Mann so in Angst versetzen, daß er in Weltrekordzeit davonläuft; oder aber es ist für ihn wie ein erfrischendes Bad, weil er endlich einmal er selbst sein darf.
UND? wer hat sich das alles durchgelesen????