ein sehr eindrucksvoller und nachdenklich machender text.
gefunden bei
http://www.das-gibts-doch-nicht.de/frame1.php
ich wüsste gerne, was euch zu diesem text einfällt, mich hat er innerlich berührt.
liebe grüße---kitty
Wege
Es ist meine eigene Begrenztheit, die mich die Dinge so sehen lässt, wie meine Wahrheit mir befiehlt. Und also sind sie für mich wahr. Ein Anderer mag eine andere Wahrheit als ich erkennen - dies bedeutet für mich, ihm seinen Weg zuzugestehen, denn immer findet Erkennen individuell verschieden statt.
Unsere Sicht der Welt begründet sich auf unsere Erfahrungen, die wir in unserem individuellen Sein erlebt und erspürt haben. Die Wahrheit ist das Ziel und bei der Wahl der Mittel, jenem Ziel näher zu gelangen, sind wir nicht zimperlich. Wir alle trollen durchs Leben und erkennen unsere Wege als die (vielleicht?) einzig möglichen, denn manchmal können nur wir selbst uns unser Denken, Reden und Handeln erklären.
Mitunter fällt es nicht leicht, Anderen unsere Motivationen und die daraus gebildeten Schlussfolgerungen zu erklären; oftmals enden unsere Bemühungen in einem Schlagabtausch. Diesem Dilemma kann man meiner Erfahrung nach am Ehesten entgehen, wenn man sich auf sein eigentliches Ziel besinnt. Diese ins Leben gerufene und Fleisch gewordene Erinnerung für uns stellt der göttliche Friede dar.
Den praktischen Weg, unser Streben nach Wahrheit für uns nutzbringend in die Tat umzusetzen, erkenne ich in der Toleranz. Toleranz beinhaltet nicht das Motiv jener Gleichgültigkeit, die resignativen Ursprungs ist. Toleranz bedeutet vielmehr für mich, die Motivationen und Entscheidungen eines anderen Wesens zu prüfen, um zu sehen, ob ich aus dem Erkennen des Anderen für mich einen Nutzen ziehen kann. Auf diese Weise wird blinde Gefolgschaft vermieden und desgleichen ein egoistisches Bestehen auf dem eigenen Standpunkt.
Wir alle leben im Licht und unser aller Wesen besteht aus diesem.
Entstehend aus einer unserer beiden Grundmotivationen im Erfahren unseres Wesens (Liebe und Angst), bildet sich der vor uns liegende Weg. Jeden Tag. In jedem Moment unseres Seins. Wir erfahren uns selbst als wechselhafte Wesen und dieser Umstand lässt uns zweifeln und zögern. Hieraus wiederum resultiert jene Unsicherheit über unser Sein, die uns Anderen gegenüber abschätzend, vorsichtig bis gar ablehnend erscheinen lässt.
Im Erkennen unserer Unfertigkeit auf unseren Wegen liegt jene Weisheit, die uns dem Licht näher bringt. Denn die Letzten werden die Ersten sein, und ein vermeintlicher Mangel erst ist es, der uns unsere eigentliche Natur erfahren lässt. Wenn wir bedingungslos lieben, ist es uns gleichgültig, ob vielleicht eine schlimme Krankheit den Körper des geliebten Wesens entstellt. In der Rückbesinnung auf die in uns allen wohnende Kraft der Liebe erfahren wir unsere Heilung. Einen Ausdruck hiervon stellt das Verzeihen dar.
Unsere Dispute beruhen also auf unserem unvollständigen Erkennen und sind trotz mancher Unbill kraftvolle Wegweiser auf unseren Pfaden zur Erlösung.
Dennoch gilt:
Eine rechte Anschauung entsteht durch die Stimme eines Anderen und das eigene Nachdenken.