Ach ja hier noch ein paar Facts.
Ich habe mir die Karten legen lassen. Ein Teil der Prognosen traf präzise ein, ein weiterer Teil überhaupt nicht. Wie kann das sein?
Die Zukunft ist nicht etwas Vorgefertigtes, das wir nur \"ableben\" müssen, sondern hängt wesentlich davon ab, wie wir sie gestalten. Insofern sind Ereignisprognosen immer spekulativ. Tarot, Astrologie und andere Orakel können sehr wohl Tendenzen zeigen und Verständnis für die jeweilige Situation und die Aussichten schaffen, die Vorhersage eines Ereignisses ist aber immer eine Überschreitung der Aussagegrenze, weil sie
1. eine symbolische und damit von Natur aus mehrdeutige Konstellation auf eine eindeutige Aussage reduziert (deshalb spekulativ) und
2. ausser acht lässt, wie der Mensch sich angesichts der Erfahrung verhalten wird.
Ein ganz banales Beispiel macht das deutlich. Wenn jemand fragt, ob er eine Prüfung bestehen wird, dann können seine Karten noch so gut sein. Wenn er nicht zur Prüfung geht, wird er sie nicht bestehen.
Über Jahre waren mir die Karten eine wichtige Hilfe und ein zuverlässiger Begleiter, der mir stets einen Weg gezeigt hat. Aber seit einiger Zeit verstehe ich die Antworten nicht mehr, sie ergeben einfach keinen Sinn. Wie ist das zu erklären, was mache ich falsch?
Ich kenne für dieses Phänomen zwei mögliche Gründe:
1. Es stellt sich ein, wenn man einfach zu oft die Karten legt.
2. Es kommt wie eine korrigierende Funktion, wenn man zuviel Verantwortung von sich auf die Karten abschiebt. Bedenken Sie stets den Grundsatz, dass Tarot zwar ein guter Diener aber ein schlechter Herr ist. Sich den Rat der Karten zu holen um ihn zu prüfen und eigentverantwortlich umzusetzen ist klug. Sich der Antwort der Karten zu unterwerfen und nur noch das zu tun, was Tarot \"erlaubt\" oder gar \"befiehlt\" ist ganz gewiss falsch.
Wie kommt es, dass die Karten manchmal meine Wünsche spiegeln und nicht die tatsächliche Entwicklung anzeigen?
Karten antworten so wie sie befragt werden. Nur auf eine offene Frage gibt es eine offene Antwort. Eine von Wünschen durchtränkte Frage kann deshalb zu einer Antwort führen, in der sich nur die Wünsche, nicht aber die zukünftige Entwicklung zeigt.
Wie zuverlässig ist das Kartenorakel?
Die Karten antworten so, wie sie gefragt werden. Auf eine ernste Frage gibt es eine ernste Antwort, auf eine ganz allgemeine Frage eine ganz allgemeine Antwort, auf eine dumme Frage eine dumme Antwort. Und war die Frage \"nur so\" gestellt, dann ist auch die Antwort \"nur so\"!
Bei einer ernst gestellten Frage wie der Ratschlag der Karten so zuverlässig wie der eines alten weisen Menschen. Deshalb sollte man die Aussage der Karten ernst nehmen und ihre Empfehlungen beherzigen. Da aber eine absolute Wahrheit in dieser Welt nicht zu finden ist, liegt sie natürlich auch nicht im Tarot.
Die Karten wie auch andere Orakel weisen auf Erfahrungen hin, die wir machen werden. In dieser Hinsicht ist ihre Aussage sehr verlässlich. Aber wie ein Mensch auf diese Erfahrungen reagiert, und welche Ereignisse sich für ihn daraus ergeben, lässt sich nicht mit Bestimmtheit vorhersagen. Das gilt insbesondere für Menschen, die sehr bewusst leben und bei schwierigen Herausforderungen nicht auf eine bequeme Scheinlösung ausweichen. Sie gestalten ihre menschliche Entfaltungsfreiheit in einem so großen Rahmen, dass bei ihnen die Trefferquote von Prognosen weit niedriger liegt, als bei einem Menschen, der weitgehend unbewusst lebt, sich seinem Schicksal überlässt, stets den Weg des geringsten Widerstands geht und damit viel vorhersehbarer reagiert.
In jedem Fall sollte man davon ausgehen, dass keine Legung bindend ist, sondern eine Tendenz anzeigt, die eintrifft, wenn der Fragende so weitermacht wie bisher. Schlägt jemand aber allein schon auf Grund der Perspektiven, die Tarot ihm zeigt, einen anderen Weg ein, ist natürlich die Tendenz, die ihm die Karten vorausgesagt haben, hinfällig geworden.
Wieso können uns die Karten eine bedeutsame Antwort geben?
Dieses Phänomen lässt sich sicherlich nicht hinreichend erklären. Aber es gibt über das im Artikel Zufall und Zufallsorakel Gesagte hinaus, zwei interessante Überlegungen:
1. Das Unbewusste hat ein anderes Verhältnis zu Raum und Zeit als unser Bewusstes und ist dadurch in der Lage, über den Tellerrand der Gegenwart hinauszuschauen, wie es fast jeder schon an Zukunftsträumen und eigenem Vorauswissen erlebt hat. So wie die Sprache des Bewussten aus Worten besteht, spricht das Unbewusste durch Bilder. Die Tarotkarten lassen sich als Alphabet dieser Bildersprache unserer Seele verstehen, mit denen das Unbewusste ausdrückt, wie es die Frageangelegenheit sieht. Alles, was das Bewusste tun muss, ist, die Sprachen des Unbewussten zu lernen, um zu verstehen, was da gesagt wird.
2. Der zweiten Überlegung liegt der Begriff der Zeitgleichheit zugrunde, der Synchronizität, wie C.G. Jung dieses Phänomen nannte. Wir sind es gewohnt, die Zeit in Quantitäten zu messen. Es gibt aber auch eine Qualität der Zeit, an die sich unsere Sprache noch erinnert, wenn sie vom richtigen Augenblick spricht. Aus dieser Sicht hat jeder Augenblick seine eigenen Merkmale, die sich in gleicher Weise auf verschiedensten Ebenen zeigen. Makrokosmisch in planetaren Konstellationen, mikrokosmisch in atomaren Bewegungen, und dazwischen auf vielen anderen Stufen, zu denen Tarot ebenso wie das I Ging und andere Orakelmethoden gehören.
Da in einer ganzheitlichen Sicht der Welt Frage und Antwort eine Einheit bilden, liegt im Zeitpunkt der Frage auch die Antwort. Gelingt es also, die Qualität eines bestimmten Augenblicks zu erkennen, lässt sich daraus auch die Antwort ablesen. Deshalb ist es wenig bedeutsam, welches Orakel man wählt oder welche Tarotkarten. Wichtig ist vor allem, dass der Deuter die Sprache des jeweiligen Orakels versteht.
Wie oft darf man die Karten befragen?
Die Grundregel lautet: Weniger ist mehr. Wer zu wichtigen Fragen nur selten die Karten legt, wird ihre Aussage weit mehr beherzigen, als jemand der sich dazu täglich mehrfach die Karten legt. Nicht, dass häufig gelegte Karten nicht stimmen könnten. Sie gleichen dann nur einem Vergrößerungsglas bei dem man den Blick für das Ganze verliert. Wer sich täglich das Keltische Kreuz legt, wird wohl kaum alle 10 Karten dem Tagesgeschehen zuordnen können. Wer es dagegen nur alle sechs Monate legt, wird darin eine gute Orientierung finden.
Grundsätzlich sollte man die Karten erst dann neu befragen, wenn die Tendenzen der vorhergehenden Legung eingetreten sind, oder sich in der Einstellung des Fragenden oder im Frageumfeld eine grundlegende Änderung ergeben hat.
Wonach kann man die Karten befragen?
1. Nach dem gegenwärtigen Stand einer Angelegenheit oder Entwicklung.
2. Nach zukünftigen Tendenzen und Perspektiven.
3. Nach einem Ratschlag, wie man ein Problem löst oder ein Ziel erreicht.
4. Nach Ursachen und Hintergründen einer Entwicklung.
5. Welches die beste Entscheidung oder die klügste Vorgehensweise ist.
6. Zur Selbsterkenntnis und Selbsterfahrung.