Ein Leben der Unabhängigkeit
Der Charakter des Wassermannmenschen wird getragen von einem äußerst starken Gefühl persönlicher Unabhängigkeit.
Der Grundzug seines Wesens liegt in der hohen Meinung, die er von sich selber hat. Er betrachtet sich als etwas bereits Abgeschlossenes, weshalb ihm häufig die letzte und tiefe Reife fehlt. Im Wassermann hört das Streben auf, der in ihm Geborene erwartet von der Welt, dass sie zu ihm kommt, statt er zu ihr. Er fühlt sich jenseits von Gut und Böse, d. h. jenseits der menschlichen Maßstäbe stehend. Alles Beengende und Begrenzende lehnt er ab. Für ihn gibt es keine Unmöglichkeit. Er will den Stoff sich völlig unterwerfen und spannt die ganze Umwelt in seinen Dienst, um dieses Ziel zu erreichen. Der Wassermann erwartet von den Gütern der Welt, dass sie ihm in den Schoss fallen. Seine Haltung ist im wahrsten Sinne des Wortes amoralisch, ohne deshalb unmoralisch zu sein. Er ist gewissermaßen seine eigene Moral und sein eigenes Gesetz. Seine stärkste Opposition gilt der Tradition, sein ganzes Interesse der Erneuerung und Eroberung des Unbekannten.
Ein guter Wassermann ist von einem lebendigen Wissensdrang beseelt, von einer künstlerischen Instinktsicherheit und Vorliebe für ästhetische Werte. Seine Sympathien und Antipathien sind sehr entschieden, aber meistens ohne jeden vernünftigen Grund. Die Erwartungen, die er an das Leben stellt, gehen häufig weit über das Erreichbare hinaus, weshalb Wassermannmenschen oft unter Enttäuschungen zu leiden haben, die sie aber bei ihrem sanguinischen Temperament leicht überwinden. Schlechte Wassermänner allerdings sind von einem brutalen Egoismus, denen nichts heilig ist außer der eigenen Person, ihre Verneinung der Autorität grenzt an Gottlosigkeit, ihre Beziehungen zur Umwelt sind gefährlich und unbeständig. Grund aller ihrer Handlungen ist die maßlose Überschätzung ihres eigenen Ich.
Eingebungen der Liebe
ER ist in bezug auf die Liebe ziemlich kompliziert. Sein Unabhängigkeitstrieb wehrt sich gegen alle festen Bindungen und seine Neugier macht ihn aufgeschlossen für alle Abenteuer. Häufig ist er äußerst flatterhaft. Er fängt schnell Feuer und ist ebenso schnell wieder enttäuscht, zumal er den Gegenstand seiner Neigung stets idealisiert. In erotischer Beziehung zeigt er sich eher kühl, jedenfalls sind seine Beziehungen mehr auf Interesse und Bewunderung als auf heftiger Leidenschaft aufgebaut. Zwar ist er sehr liebenswürdig, doch behält er sein Innerstes stets für sich. Seine Zärtlichkeit ist verspielt und häufig auf Experimente gerichtet, seine Neugier und eine äußerst scharfe, psychologische Beobachtungsgabe beherrschen ihn bis hinein ins Schlafzimmer. Mehr als andere Tierkreistypen neigt er auch zu Perversionen aller Art, aber auch zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Nicht selten finden wir in diesem Zeichen auch ausgesprochen narzisstische Veranlagungen, denen ihr eigenes Ich auch in erotischer Beziehung genug ist. Im ehelichen Zusammenleben ist er nicht immer der bequemste Partner, das einzige Mittel ihn zu fesseln, ist, ihm zeitlebens ein Rätsel zu bleiben.
Im allgemeinen werden Wassermannehen, wenn die Gegensätze nicht zu Groß sind, zwar meist harmonisch verlaufen, doch nicht immer von langer Dauer sein.
Wassermannmenschen harmonieren am besten mit Personen, die dem Zeichen der Zwillinge oder Waage angehören. Bei dem einen finden sie Verständnis für ihre Ideen und Pläne, bei dem anderen die notwendige Bewunderung. Temperamentmäßig stehen ihnen auch Schütze- und Widdertypen nahe, da sie mit den einen der lebensfrohe Optimismus, mit den anderen hingegen die Tatkraft und Energie verbindet. Ungünstig werden sich dagegen in der Mehrzahl Ehen mit einem Jungfrau- oder Steinbockpartner erweisen, da zu wenig gemeinsame Interessen und auch zu wenig Anpassungswille vorhanden ist. Auch der Skorpion ist nicht gerade ein idealer Partner, weil die Totalität der Liebe, die er fordert, dem Wassermann zeitlebens unverständlich bleiben wird.
Fortschritt um jeden Preis
Wassermannmenschen eignen sich vor allem zu Berufen, die mit der Naturwissenschaft zusammenhängen. Sie sind ausgezeichnete Naturforscher, Astronomen und Geologen. Ihr großes Interesse an Neuem und Fortschrittlichem macht sie für technische und physikalische Berufe äußerst aufgeschlossen. Viele von ihnen leisten Hervorragendes in der modernen Technik. Erfindungen, Planungen und Messungen sind ihr Element. Vor allem die Aeronautik und die Raketenwissenschaft sind ihr Gebiet.
Ihre hohen intuitiven Begabungen machen sich meist in künstlerischen Leistungen von ungewöhnlichem Format bemerkbar. Dabei suchen sie stets neue Wege, sie wollen etwas Einmaliges und Neues hervorbringen. Ihr Stil ist häufig revolutionär, so dass sie sich nicht immer leicht durchzusetzen vermögen. Hin und wieder lehnen sie alles Bisherige ab und verfallen auf durchaus außergewöhnliche Methoden.
Der große Künstler dieses Typus aber ist ein souveräner Herrscher in seinem Reich, der keine Schranken kennt und sich selbst Gesetz ist, der aus einer unendlichen Fülle inneren Reichtums schöpft und, jenseits der Gesetze der Zeit stehend, für die Ewigkeit Gültiges schafft.
Problematik der Erneuerung
Das Streben nach freundschaftlichen Beziehungen und eine humanistische Lebensauffassung sind die Grundanliegen dieses Typus, aus welchen sich sein Schicksal entwickelt. Das gesellschaftliche Leben ist die notwendige Voraussetzung für seine Entfaltung. Er hat einen guten Kontakt mit der Öffentlichkeit und sucht und findet die Anerkennung seiner Umgebung. Seine innerseelische Beziehung zur Ehe ist harmonisch, doch kann sie durch zu starke Eigenwilligkeit gefährdet werden. Auf wirtschaftlichem Gebiete ist er häufig problematisch, da ihm der Sinn für materielle Gegebenheiten fehlt. Sein sprunghafter Wechsel von Sympathie und Antipathie bringt unerwartete Verbindungen. Der berufliche Ehrgeiz ist im allgemeinen gering, seine Beziehung zur geregelten Arbeit nicht die beste.
pali