Nun ja
Es gibt auch durchaus Menschen, die noch Gefühle füreinander haben und trotzdem nicht miteinander glücklich werden, ganz einfach aus dem Grund, weil es auf anderen Ebenen nicht mehr passt oder nicht mehr das ist, was es einmal war. Nicht jedes Paar, das sich trennt, vollzieht so einen Schritt aus reinen Hassgründen heraus. Es gibt sogar viele Paare, die trennen sich gerade, weil noch Gefühle da sind, aber eben keine mehr, die ausreichend wären, um eine partnerschaftliche Beziehung auf dem Niveau der Liebe zu führen.
Ich denke, niemandem steht es zu, einen anderen (jetzt mal rein auf das Thema Partnerschaft bezogen) zu seinem Glück "zu verhelfen" bzw. darüber zu entscheiden, was ihn glücklich machen könnte oder nicht.
Woher will man das wissen? Viele Menschen haben ein Leben lang Gefühle für ihre erste große Liebe und heiraten später jemand ganz anderen. Deswegen kann doch aber die erste große Liebe nicht plötzlich anfangen, den anderen mittels eines Rituals versuchen zurückzuholen, nur weil noch irgendeine Form von Gefühl da ist. Gefühl hat immer etwas mit Verbundenheit zu tun, aber nicht immer mit Liebe.
Stell dir vor, du hast deinen Ex-Freund noch lieb, hegst für ihn liebevolle Gefühle. Aber lieben, so richtig vom Herzen her tust du schon deinen neuen Partner.
Nun kommt der Ex daher und sagt: Ja, aber, sie hat doch noch Gefühle für mich und versucht dich mittels PRF zurückzugewinnen.
Würdest du das gutheißen wollen?
Das war jetzt nur ein Beispiel, natürlich muss es nicht so sein, dass der andere schon wieder glücklich gebunden ist.
Wenn die Gefühle eines Menschen ausreichend sind für eine Beziehung, wird er sich auch dazu bekennen. Hiervon ausgeschlossen jetzt einmal die Menschen, die ganz schwer verliebt sind, aber aus anderen (z. B. kulturellen etc.) Gründen ihrem Herzen nicht folgen können oder wollen. Aber weder hier noch dort sollte sich irgendjemand das Recht herausnehmen und entscheiden, was den anderen glücklich machen würde und ihn dann durch Rituale dazu zu bringen, in erster Linie sein eigenes Bedürfnis zu befriedigen, anstatt dem anderen seinen Willen zu belassen.
Der Mensch ist ohnehin schon vielen Begrenzungen unterlegen, viele Bereichen, in denen er sich zu fügen hat und nun sollen auch noch seine Gefühle fremdbestimmt gelenkt werden? Das kommt ja schon einer emotionalen Entmündigung gleich.
Die Liebe ist eines der größten Risikofelder unseres Lebens. Niemand weiß, ob es gut geht, ob die Gefühle erwidert werden, ob sich ein neuer Versuch lohnt oder man doch lieber getrennte Wege gehen soll. Aber diese Erfahrungen muss jeder für sich sammeln, und zwar freiwillig.
Wenn sich späterhin herausstellt, dass jemand diesen Schritt auf den anderen zu versäumt und sich der andere möglicherweise schon neu orientiert hat, dann ist das seine persönliche Lebenserfahrung. Aber diese Erfahrung darf niemand einem anderen nehmen. Vielleicht wären diese beiden wieder zusammengekommen und hätten sich später wieder getrennt. Dann hätte aber einer von den beiden die Chance auf den neuen Partner in dem Fall nicht gehabt.
Gerade bei dem Thema PRF/PZF sollte man nicht bei der abwesenden Person gucken, sondern primär bei sich selbst:
Warum ist es auseinander gegangen? Wo lagen meine eigenen Fehler? Was ist schief gegangen? Hätte es anders verlaufen können, wenn ich mich anders verhalten hätte? Wäre ich dann aber immer noch ich oder hätte ich mich für den anderen, um ihn zu halten, nur verstellt? Wer hat in unserer Beziehung die meisten Kompromisse geschlossen und wer hat am meisten aus ihr profitiert? Möchte ich die Beziehung noch einmal genau so eingehen wie sie war? Würde das dann bedeuten, sich wieder zu verstellen und evtl. klein bei zu geben? Unter welchen Bedngungen hätte unsere Beziehung mehr Erfolg gehabt? Sind wir beide dazu in der Lage, diese Bedingungen zu erfüllen, und zwar nicht nur heute und morgen, sondern über einen beständigen Zeitraum? Wo lagen die Vorteile in der Beziehung, wo die Nachteile? Warum vermisse ich den anderen? Gewohnheit oder Liebe? Angst vorm Alleinsein? Gekränktes Selbst? Wieso kann ich den anderen nicht loslassen? Was bestätigt mich in der Annahme, dass noch Gefühle bei dem anderen für mich da sind? Welcher Art sind diese Gefühle? Sind sie wahrhaftig oder ist es mein Wunsch, dass es diese Art von Gefühlen sind?
Diesen Fragenkatalog kann man noch um einige Fragen ergänzen.
Dann sollte man ganz ehrlich (und das können die wenigsten, weil der Gedankenwunsch der Zurückgewinnung einfach vorherrschend ist gerade auch in frischen Trennungssituationen) diese Fragen auch aus Sicht des Partners beantworten.
Wir alle müssen in unserem Leben unsere eigenen Erfahrungen sammeln, auch wenn wir später mit erhobenem Zeigefinger vor dem anderen stehen und sagen "Ja hättest du mal damals nur..." Denn auch die Zeit zwischen "damals" und "heute" ist ja geprägt von vielen neuen Erfahrungen, und zwar für beide Seiten. All das hätte nicht stattgefunden, wenn "damals" eine andere Entscheidung gewesen wäre. In dem Moment, wo ich jemanden "zurückhole" nehme ich dem anderen ja die Chance, genau diese unbekannten Erfahrungen zu sammeln. Auch da steht niemandem das Recht zu, dem anderen die unbekannten Wege, die unbekannten Möglichkeiten durch sein Verhalten mittels PRF vorzuenthalten.
Leider gibt es hier in diesem Forum viel sinnloses Gemotze und Geschimpfe. Leider geht es hier auch sehr oft abseits der guten Regeln zu.
Aber wenn z. B. jemand nach einer PRF fragt und gleich hinzufügt "aber hört mir auf mit euren Ratschlägen", weiß jeder, dass diese Person nicht nachgedacht hat, sondern sich verletzt fühlt und mit Gewalt zurückholen möchte, von dem sie glaubt, dass es ihr zusteht. Solche Threads sind hier nicht selten. Da kann man so manche aggressivere Reaktion dann ansatzweise verstehen.
Ich bin auch eine Gegnerin von PRF, aber ich habe keine enttäuschte Erfahrung damit hinter mir. Dieser Vorwurf von dir und auch deine Worte sind nicht minder aggressiv als manche Antworten anderer Teilnehmer dieses Forums.
Die Antwort, was spricht dagegen, den Menschen zu ihrem Glück zu verhelfen, besteht aus vielen Gründen. Einige findest du in dieser Antwort.
Es wäre schön, wenn die, die an PRF denken, vielleicht einfach mal darüber nachdenken.
Liebeskummer ist Mist, keine Frage. Aber manchmal ist es besser, sich diesem Kummer zu stellen und den Herzschmerz zuzulassen, als sich in Ideen zu verlieren, die nur ablenken und den Schmerz am Ende nur noch größer machen.
Conzuela