Expertenwissen
Das Expertenwissen (siehe auch: Expertise) eignet sich die Person in der Regel durch eine Ausbildung oder ein Studium an, es kann jedoch auch durch Forschung oder autodidaktisch erworben werden. Es ist auch die Basis eines Expertensystems.
Schlüsseleigenschaften von Experten sind (nach Chi, Glaser und Farr 1988):
- sie erkennen große Bedeutungszusammenhänge
- sie arbeiten schneller und fehlerfreier
- sie haben ein besseres Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis
- sie achten mehr auf Strukturen als auf oberflächliche Eigenschaften
- sie verwenden viel Zeit auf qualitative Analysen
- sie können ihre eigenen Fähigkeiten und Leistungen richtig beurteilen
- all das gilt nur in ihrem jeweiligen Fachgebiet.
Eine Bestätigung, dass eine Person über das Fachwissen verfügt, erfolgt in der Regel durch Übergabe eines Zeugnisses, das durch eine staatliche bzw. staatlich anerkannte oder allgemein anerkannte Prüfung bestätigt wird. Da das Fachwissen auch öffentlich in Büchern, Internet und sonstige Quellen zu bekommen ist, kann sich dies eine Person im Eigenstudium aneignen, wird aber nicht zugleich als Fachmann oder Fachfrau anerkannt (siehe auch Befähigungsnachweis).
Ein gesellschaftliches System, in dem Experten die Entscheidungsbefugnis haben, nennt man Technokratie, spaßhaft auch Expertokratie.
Wirkung von Experten [Bearbeiten]
Aufgrund der offiziellen oder institutionellen Anerkennung als Experte vertreten selbige in der Regel die Ansichten der Regierung oder der Fachmehrheit, oder benutzen zumindest von jenen anerkannte Methoden und Regeln. Personen, die im gleichen Fachgebiet abweichende Ansichten vertreten, werden daher häufig nicht in entscheidende Gremien berufen. So werden Konflikte innerhalb der Fachwelt zunächst nicht unbedingt öffentlich (siehe auch Deutungshoheit, Lehrmeinung).
Aus Geschichte und Gegenwart sind Menschen bekannt, die von der Mehrheitsmeinung eines Fachgebietes abweichende Ansichten vertraten oder vertreten. Je nach gesellschaftlichen Gegebenheiten (Meinungsfreiheit, Toleranz Andersdenkender, Gleichberechtigung) konnten diese Menschen ihre Ansichten nur anonym oder pseudonym veröffentlichen. Im Abendland stand das Dogma der christlichen Kirche teilweise neuen Erkenntnissen (Heliozentrisches Weltbild, Evolutionstheorie) entgegen; Andersdenkende wurden dann als Ketzer oder Hexen betrachtet. Erst im Zuge der Gleichberechtigung der Geschlechter erlangten Frauen die Möglichkeit, sich öffentlich zu äußern; in den bis dahin patriarchalischen Wissenschaften wurde Frauen mit unwissenschaftlichen Vorurteilen begegnet.
* Den Ideen von Galileo Galilei oder Albert Einstein widersprachen zeitgenössische Fachleute zunächst.
* Zur Zeit des Nationalsozialismus galten die Vertreter der arischen Physik aus ideologischen Gründen als Fachleute auf dem Gebiet der Physik - bis sich durch praktische Experimente herausstellte, dass ihre Physik nicht funktionierte.
Gleichwohl ist nicht jeder Mensch, der eine abweichende Ansicht vertritt, einem Experten gleichzustellen. In den harten Wissenschaften sind heute Methoden wie wiederholbare Experimente und in sich widerspruchsfreie Argumentationen Mittel zur Falsifikation von wissenschaftlichen Theorien.
Positionen, die der mehrheitlichen wissenschaftlichen Ansicht entgegenlaufen werden oft als Pseudowissenschaft bezeichnet, und von der Wissenschaft begründet abgelehnt. Diese Ablehnung führt dazu, dass Vertreter einer abweichenden Ansicht mitunter von einer Verschwörung der etablierten Experten sprechen. In diesem Falle nimmt die Auseinandersetzung auch von seiten des Außenseiters nicht-inhaltliche Argumente auf (Verschwörungstheorie).