norah_11968652Zu empfindlich
Danke Wasserrose,
vielleicht bin ich auch sehr empfindlich. Ich habe halt 15 Jahre absoluter Mist (Alkoholiker) hinter mir und als ich mich getrennt habe, wollte ich einfach mal für mich und meine zwei Kinder das Leben genießen. Bin zwar kein Mensch der gerne alleine ist, aber wollte mir auch beweisen, dass ich es schaffe und mich nicht mehr an einen Mann klammern, der es absolut nicht wert ist und mir nur einredet ich schaffe es alleine nicht. Aber dann kam mir in meiner Lebenslust und Flirtlaune mein Krebs über die Füße gelaufen und WUMMM! Naja, steht ja oben schon - von heute auf morgen einen auf Patchwork-Familie. Nur ist anfangs viel auf der Strecke geblieben. Dieses Verliebtheitsgefühl wurde sehr unterdrückt aus Rücksicht auf die Kinder. Haben das nach außen hin mehr als freundschaftlich dargestellt und ich denke darunter habe ich sehr gelitten und jetzt noch zu knabbern.
Wir haben schon unendlich viele Gespräche geführt, aber irgendwie versteht er das nicht wirklich, das mir da irgendwas gefehlt hat bzw. zeitweise immer noch fehlt. Er gibt mir oft das Gefühl von heut auf morgen plötzlich Mutter für alle 4 Kinder zu sein und benimmt sich als wenn wir schon 10 Jahre verheiratet wären. Nicht jetzt dass er mich nicht beachtet, aber halt eher ziemlich nüchtern.
Ich hab auch gelesen das Krebse länger als andere brauchen um schlechte Erfahrungen zu verarbeiten und die hatte er in seiner Ehe wohl (sie war Löwe). Das war auch ein stetiges Hin und Her mit Aus- und wieder Einziehen. Zum Schluss wollten beide die Ehe nur noch wegen der Kinder nach außen aufrecht erhalten. Als er dann eine Freundin hatte, hat sie ihn aber dann schlussendlich rausgeworfen, da er fremd gegangen wäre, die beiden hatten aber zum Schluss schon ewig nix mehr und auch getrennte Schlafzimmer.
Trotz der schwierigen Beziehung hat er sehr unter der Trennung von seinen Kindern gelitten. Dies zeigte sich auch anfangs unserer Beziehung, dass er jedesmal regelrecht absolut depressive Phasen bekam, wenn seine Kinder nach einem Besuchswochenende wieder nach Hause fuhren. Dann war er oft drei Tage gar nicht ansprechbar. Dies hat sich Gott sei Dank gelegt. Jetzt freut er sich auch mal auf ein kinderloses Wochenende.
Er öffnet sich aber sehr sehr langsam. Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der nach einem Jahr noch immer so geheimnisvoll und absolut unberechenbar (im Sinne von uneinschätzbar) reagiert. Er kann nach Hause kommen mit einem Lächeln und mich in den Arm nehmen, er kann aber auch die Tür rein kommen, ein kurzes "Hallo" und dann ab ins Wohnzimmer an seinen Laptop ohne mich wirklich zu beachten. Wenn ich die Situation dann ein bisschen durch Spaß auflockern will, so nach dem Motto, Kuckuck - bin auch noch da, wird er zeitweilig so was von grantig, das wäre ja wohl nicht das erste an das er denken würde, dass er mir jedes Mal einen Kuss geben müsse usw.
Deswegen ist es für mich oft nicht abzuschätzen. Habe mich in vielen Situationen richtig "benutzt" gefühlt. Selbst eine seiner Schwestern hat mich schon gewarnt - so nach dem Motto, der ist fremd gegangen, der sucht nur einen warmen Platz. Aber das kann es - ebenfalls nüchtern betrachtet - nicht sein. Da hätte er es anderswo leichter.
Durch meine Vergangenheit bin ich in Therapie - dafür hat er gesorgt, habe noch viel aufzuarbeiten im emotionalen wie auch finanziellen Bereich. Wenn ich ihn nicht gehabt hätte, nach meiner anfänglichen Euphorie nach der Trennung, ich glaube, ich wäre total abgestürzt. Er hat mir so zur Seite gestanden und mir den Rücken gestärkt, dass ich trotz allem meine Kinder gut durch diese Zeit gebracht habe, was ich ohne ihn absolut nicht geschafft hätte.
Aber ist das typisch Krebs? Einen Tag so anhänglich und liebevoll und am anderen Tag kommt dann die Ernüchterung, wenn er sagt: was passiert, wenn wir uns trennen? Muss das ja realistisch sehen?.
Ich denke doch nicht über so was nach, vor allem nicht, wenn es nach so vielen Problemen endlich mal zu laufen scheint. Aber gerade dann kommen Bemerkungen, die mich wieder zweifeln lassen, ob er es wirklich ehrlich meint. Dazu meine Angst, dass er mir auch fremd gehen könnte - das lähmt mich manchmal derart, dass ich wieder ansatzweise in meine Depressionen rutsche.