Wie kann ich meine Wünsche in der Beziehung klarer kommunizieren?
TEIL I Beziehungsarbeit: Bedürfnisse erkennen und kommunizieren.
Wenn wir einen Mangel oder eine Sache feststellen die uns stört, spüren wir dies erstmals auf emotionaler Ebene. Obwohl wir noch nicht genau wissen, was es eigentlich ist, dass uns so reagieren lässt, spüren wir dass in uns ein Ungleichgewicht herscht.
Wir beginnen vielleicht genervt zu reagieren. Unser Partner bemerkt dies, hackt nach und möchte eine rationale Antwort. Da wir selbst noch nicht wissen was eigentlich der Grund war, der dieses Gefühl in uns auslöste, müssen wir zuerst in uns hinein schauen und den Grund erfragen.
Häufiges Szenario als Beispiel, Sie hat derzeit viel Stress im Beruf/Familie etc und möchte einfach mal wieder in den Arm genommen werden. Einfach nur eine Umarmung.
Der Stress lässt sich nicht abbauen, vielleicht fühlt sie sich ein wenig vernachlässigt, weil er in diesen Momenten nicht sieht was sie braucht. Männer können eben keine Gedanken lesen.
Sie kommt also gestresst nach Hause, findet dort noch das totale Chaos vor, gerät mit dem ahnungslosen Mann aneinander. Das einzigste was er bemerkt: Es ist etwas im Busch.
Sie reagiert, aber hinterfragt ihre Gereiztheit nicht. Wenn sie nun zurück geht, sich beruhigt und nach ihrem innersten Bedürfnis fragt und dieses erkennt, ist es einfacher dies ihrem Mann zu kommunizieren.
Kein Mann wird es abwehren wenn sie in ihrem größten Drama sagt: "Weißt du Schatz, ich möchte einfach mal wieder in den Arm genommen werden".
TEIL II Beziehungsarbeit: belastende Situationen in der Beziehung erkennen und in Worte fassen
Manifestiert sich ein Problem, dass sie nicht ausspricht, dann summieren sich die Emotionen bis irgendwann das Fass überläuft. Dann gibt es Krach.
Sie erkennt es, am Unwohlsein. Ihr gefällt eine bestimmte Situation nicht, die sie ganz genau bennen kann, aber ihrem Partner gegenüber nicht ansprechen kann.
"Wenn er mich wirklich liebt wird er merken dass etwas nicht stimmt" - Klar wird er es merken, aber ist es nicht besser dem Partner die Chance zu geben ihm eine Einsicht in Ihre Version des Problems zu geben? Meistens sieht er die Situation gänzlich anders, oder es ist ihm noch gar nicht aufgefallen dass dieses Problem für Sie ein so großes darstellt.
Der Hintergrund einer beidseitig offenen Kommunikation ist, dort anzusetzen wo sich der andere nicht wohl / übergangen fühlt und gemeinsam eine Lösung zu finden.
Das kann nur geschehen wenn sie das Problem benennt und kommuniziert.
So tut es gut, gleich am Anfang (oder jedem beliebigen Punkt als Neuanfang) gemeinsam auszumachen, dass man es dem anderen sagt, wenn einem etwas nicht passt.
Die Aufschieberitis wird beibehalten, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie früher, sondern sie fungiert als Warnsignal. Wo schiebe ich etwas auf, dass es zu klären gilt. Habe ich Angst es anzusprechen, wie kann ich die Worte dafür wählen.
Denn wird zu lange aufgeschoben, steht man selbst unter Druck. Dann ist ein Gespräch mit dem Partner herrlich befreiend. Man findet gemeinsam eine Lösung, ist wieder im Einklang und achtet das nächste mal mehr darauf, sollte diese Konfliktsituation nocheinmal eintreten.
Natürlich streitet man weiterhin und es fliegen die Fetzen, das ist ganz normal in einer Beziehung. Aber man kann hinterher immer noch kommunizieren, den Grund nocheinmal besprechen und das Thema aus der Welt schaffen.
Wichtig ist, dass wir Frauen unsere Gefühle erfassen, sie hinterfragen, den wahren Grund finden (ein Bedürfnis oder unbearbeitetes Problem) und dies kommunizieren.
So erfahren wir auch, ob der Grund des Problems ein Mangel in uns selbst oder ausgelöst durch das Verhalten unseres Partner ist. Ersteres projizieren wir nur all zu gerne auf unseren Partner...
Gleichzeitig zeigen wir ihm, dass er auf gleicher Ebene seine Wünsche / Probleme ansprechen kann. Wir haben in der Regel feinere Antennen und erkennen schneller wo sich ein Mann zurück zieht. Ziel ist es nicht den Mann mit Fragen zu löchern, sondern ihn nocheinmal auf die Vereinbarung hinzuweisen "sag es, wenn dir etwas nicht passt."
Er hat dann die Chance bekommen sich zu äußern. Ob dies sofort geschieht, oder erst nach ein paar Tagen ist irrelevant. In Situationen in denen wir am liebsten gleiche eine Antwort hätten, lernen wir, uns in Geduld zu üben. Bis der andere bereit ist.
Auch Männer müssen lernen ihre Wünsche / Probleme zu verbaliseren. Viele brauchen ein paar Tage um stillschweigend darüber nachzudenken, Gedankengänge zum 100sten mal in schlaflosen Nächten mathematisch durchzugehen. Erst dann kriechen sie aus ihrem Schneckenhaus.
Es varriert natürlich von Person zu Person.
Ist diese Art von Beziehungsarbeit und den Gewinn dadurch beiden bewusst geworden, öffnet man sich nach und nach mehr dafür. Man hat eine ganz neue Art der Kommunikation und Problemlösung.