Ich lese hier nun schon seit geraumer Zeit immer wieder die verschiedensten Ansichten über Verantwortung. Und immer wieder bin ich überrascht, wer hier wem die Verantwortung für sein Handeln, Denken, Fühlen oder was auch immer aufdrücken will. Oder wer entscheidet, wer sie nun zu tragen hat.
Ich möchte hier nun mal das darlegen, was ich dazu denke, bzw. was mich das Leben gelehrt hat.
Die Berater schieben es zum Teil auf die Klienten und die Klienten auf die Berater.....
Das ist wohl schon so alt, wie die Menschheit selbst...
Auch im partnerschaftlichen oder allgemein zwischenmenschlichen Bereich ist dieses Thema eines, das mit zu den häufigsten Trennungs- oder Auseinandersetzungsgründen gehört, wenn es auch nicht gleich offensichtlich ist.
Da wird z.B. vom Partner erwartet, dass er die Verantwortung für mein Glück übernimmt, in dem er beispielsweise ja sehen oder spüren muss, das mir das, was er gerade tut, nicht passt oder ich unglücklich bin oder, oder, oder.
Es wäre besser, die Verantwortung für das eigene Unglück selbst in die Hand zu nehmen und z.B. mit dem Partner zu reden oder mal bei sich zu gucken, warum mich das nun gerade stört....
Aber wozu denn? Es ist ja leichter, es ihm zuzuschieben....
Jetzt kommen vielleicht so Aussagen wie: Ich trau mich nicht, was zu sagen. Das ist vollkommen ok und menschlich, aber auch dafür trägt mein Gegenüber keine Verantwortung!
Ich finde es absolut unfair, dem Anderen, der ja schon sein eigenes Päckchen zu tragen hat, meines auch noch aufzuladen.
Und genauso ist es im Grunde mit dem Berater - Klientenverhältnis.
Der Klient trägt die Verantwortung nur für das, was er tut. ER entscheidet letztendlich, ob er den Rat des Beraters annimmt, ob er ihn anruft usw.
Er hat jederzeit die Möglichkeit aufzulegen, nein zu sagen, nicht mehr anzurufen usw. Und wenn er süchtig ist, trägt er die Verantwortung dafür, genau wie jeder Raucher, Alkoholiker, Spieler, Junkie usw., denn er selbst hat sich (warum auch immer) in diese Situation gebracht, bzw. ließ sich durch sein Handeln in die Sucht bringen. NIEMAND hat ihn gezwungen, diesen Weg zu gehen, in dem er ihm beispielsweise die Flasche an den Hals hielt...
Menschen, die in die Beratersucht gleiten, suchen dort im Grunde nur Trost in der Hoffnung, das alles wieder gut wird, in dem der Ex z.B. zurückkommt (wenn es darum geht). In der Folge heißt das, das man nicht bereit ist, sich dem Schmerz zu stellen, das Schicksal anzunehmen, die Verantwortung für sich in dieser Situation zu übernehmen. Da wird dann rauf - und runter telefoniert um zu hören, das er zurückkommt. Sagt einer was anderes, wird der Nächste angerufen.
Auch das ist vollkommen menschlich, aber liegt nicht in der Verantwortung der Berater...
Natürlich gibt es labile Menschen, Menschen, die Führung brauchen usw.... Aber auch diese Menschen entscheiden, an wen sie sich wenden oder ob und wann sie es tun.
Der Berater kann nur die Verantwortung für SEINE Aussagen und sein Verhalten dem Anrufer gegenüber übernehmen, und sollte das natürlich auch tun. Aber was der Klient draus macht, entscheidet nicht er....
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte hier über niemanden richten und auch auf niemanden mit dem Finger zeigen.
Wir sind alle Menschen und jeder hat sein Päckchen zu tragen. Aber es ist keinem damit geholfen, wenn er sich seiner Verantwortung nicht stellt.
NIEMAND anderes als ich selbst trage die Verantwortung für mich und für das, was ich tue, denke, sage oder auch nicht tue, denke und sage.
Wenn mir jemand einen Rat erteilt, dann entscheide ICH, ob ich ihn annehme. Und wenn ich ihn annehme, bin ICH für die Konsequenzen verantwortlich...
Ich kann nur in eine Sucht geraten, wen ich mich reinbringen lasse!
In alle dem, was ich hier schrieb, geht es NUR um das Thema Verantwortung, nicht um das Eintreffen von Prognosen, ob der Klient das tat, was die Karten raten, ob er ein gelbes oder grünes Jackett anhatte oder ob der Berater dick oder dünn ist oder oder oder...
Ich würde mich freuen, Eure Sicht dieses Themas zu hören - am besten ohne Beschimpfungen ;-)) und eine bereichernde Diskussion führen zu können.
Viele Grüße, Baumstachler