Ich grüble nun schon die halbe Nacht herum, da ihr eigentlich immer gute Antworten parat habt, wende ich mich nun mit meinem Problem an euch.
Es sieht folgendermaßen aus:
Anfang November 2010 habe ich im Internet einen Stier (27 J.) kennengelernt, wir haben uns geschrieben, weil wir unsere Profile interessant fanden (es ist keine "Dating-Seite" oder ähnliches, nur eine Community, auf der auch ein gemeinsamer Freund von uns ist und wir beide auf dessen Freundesliste stehen und dadurch aufeinander gekommen sind).
Nach zwei Wochen sehr regem und ständigen schreiben haben wir uns verabredet, waren im Kino, hatten einen schönen Abend. Haben uns super verstanden. Das hört sich vielleicht komisch an, aber wir haben gleich gewusst, dass wir gute Freunde werden würden, bzw. haben uns jeder für sich von vornherein offen gehalten, ob sich daraus vielleicht sogar irgendwann mehr entwickeln könnte.
Er hat mir quasi von Anfang an seine ganze Lebensgeschichte erzählt, alle Karten offen auf den Tisch gelegt. Beziehungen im Allgemeinen waren von anfang an sein Thema, bzw. darüber haben wir auch viel gesprochen. Er ist wie geschrieben 27, hatte erst eine feste Beziehung, die dauerte 5 Jahre und sie hat ihn wohl am Ende für einen anderen verlassen und sie wohnt jetzt auch sehr weit weg (er und ich wohnen übrigens ca. 40 km von einander entfernt). Die beiden haben noch einen einigermaßen guten Kontakt, was mich auch nicht weiter stört, da ich mich mit meinen Exfreunden auch gut verstehe. Das mit der Exfreundin ist jetzt ca. 4 Jahre her. Danach war er nur noch einmal verliebt, das war wohl so um den September 2010 rum, das Mädel hat seine Gefühle aber wohl nicht erwidert. Soviel zu seiner Vorgeschichte, was Mädels anbelangt. Nach der Exfreundin hatte er allerdings wohl einen "Zusammenbruch", zu der Trennung kam dann noch der Tod eines ihm nahestehenden Menschen und ein Unfall, den er hatte, daraufhin musste er wohl für 2 Monate in eine Klinik, weil er sich sonst was angetan hätte. Er hat dort wohl Tabletten genommen, die er auch momentan wieder einnimmt, dass hilft ihm wohl sehr gut, wenn es ihm schlecht geht. Ich kenne mich mit der Materie einigermaßen aus und würde sagen, er macht auf mich einen recht stabilen Eindruck.
Er und ich treffen uns jetzt seit 6 Wochen regelmäßig, so 2-3 Mal in der Woche, öfter wenns zeitlich passt. Wir wissen beide, dass wir einander sehr gern haben, er gefällt mir rundrum gut. Die Zeit mit ihm genieße ich und er tut mir auch gut. Letzten Montag kam dann endlich mal das konkrete Thema auf den Tisch, wie unsere Gefühle für einander sind und ob man sich mehr vorstellen könnte. Ich mag ihn mehr als gerne, er mich auch, wir haben auch beide mit dem Gedanken gespielt, einen Tag zuvor, uns zu küssen, haben uns allerdings beide nicht getraut. Bei diesem Gepräch sagte er mir dann allerdings auch, dass er momentan "zu feige für eine Beziehung" sei. Er wünsche sich zwar, wieder eine zu führen, aber wäre halt zu feige. Aber er würde unbedingt nochmal mit mir darüber ausführlich reden wollen und er würde gerne sehen, wie es sich zwischen uns weiter entwickelt. Toll, dachte ich mir. Wir sind beide so, dass wir nie ne Affäre miteinander anfangen würden, wenn es überhaupt auf irgendwas hinausläuft, dann entweder Freundschaft oder feste Beziehung.
Nach einigem hin- und her war er dann vorgestern bei mir (er ist meistens bei mir) , ich habe gemerkt, dass es ihm sichtlich schwer fiel, die Worte zu finden und dann erzählte er mir, dass er am 28sten eine Untersuchung hat, dabei würde sich rausstellen, ob er Lungenkrebs hätte, oder nicht. Es wäre wohl etwas da, nur noch keine 100%ige Diagnose. Das war für mich natürlich ein Schock. Angeblich hätte er noch niemandem davon erzählt. Da war mir natürlich auch klar, wieso er meinte, er wäre momentan zu feige für eine Beziehung. Er sagte, wenn er die Diagnose bekäme, wüsste er nicht, was er tun, bzw. wie er reagieren würde. Ich wusste kaum etwas darauf zu sagen. Haben uns dann noch weiter unterhalten, mehr über allgemeines, haben dann Fernsehn geschaut und nach einigen Stunden wollte er dann auch los. Ich hab das Fernsehn ausgemacht und wir saßen schweigend nebeneinander. Da schaut er mich auf einmal an und meint, er findet es verrückt, aber ob es sein könnte, dass wir es in diesem Leben nochmal hinbekämen (er meinte, uns zu küssen ;)) wir hatten es in dem Moment wohl beide wieder vor, nur keiner traute sich :)
Ich fand aber schön, zu wissen, dass er es auch noch wollte, Denn ich muss sagen, ich finde es schon einen Beweis seiner Gefühle zu mir, wenn er sich, in seiner momentanen Situation überhaupt noch die Zeit nimmt, sich Gedanken zu machen über uns, über eine Beziehung etc. Das zeigt mir irgendwie schon, wie wichtig ich ihm bin. Er sagt auch immer, ich spuke ihm ständig im Kopf rum ;)
Haben uns dann sehr lange umarmt beim Abschied, aber zu einem Kuss ist es wieder nicht gekommen.
Morgen wird er höchstwahrscheinlich wieder zu mir kommen. Ich habe mir jetzt viele Gedanken über die ganze Situation gemacht. Ich weiss, es klingt irgendwie lächerlich, aber ich hatte noch nie ein Problem damit, jemanden zu küssen. Bei ihm bin ich total vorsichtig, traue mich nicht. Möchte es aber sehr, sehr gerne. Ich fühle mich wie bei meiner ersten Liebe, so unbeholfen. Wollte mich nun morgen falls er kommt doch endlich trauen, auch weil ich ihm zeigen will, dass egal, was noch kommt, ich mich für ihn entscheide und es mit uns versuchen möchte, bzw. ich hinter ihm stehe und für ihn da bin. Das möchte ich ihm dann auch noch sagen.
So, ein ellenlanger Text von mir. Tut mir sehr leid, dass es soviel geworden ist, aber es tat gut, dass alles loszuwerde. Auch wenns vielleicht niemand liest, weils so lang ist :)
Falls sich jemand erbarmt, ich wüsste gern, wie ihr euch verhalten würdet. Würdet ihr ihn küssen? Was würdet ihr tun? Dieser erste Kuss ist für ihn und mich irgendwie was sehr besonderes. Ich kann auch nicht sagen warum. Es ist eine seltsame Sache, sowas habe ich bisher noch nie erlebt.
Vielen Dank für eure eventuellen Anregungen und Meinungen.